Shambhala und Gesellschaft

Von Ivan Tröscher/ 14. November, 2016

Heute gibt es einen weiteren Beitrag aus der Serie “Shambhala und Gesellschaft”. In dieser Serie werden in regelmäßigen Abständen Mitglieder aus der Shambhala Köln Sangha, ihre ganz persönlichen Gedanken veröffentlichen, wie sie den Shambhala Buddhismus mit der heutigen Gesellschaft und ihrem Alltag verbinden.

 

Heute schreibt Ivan Tröscher dazu:

Ein Freund hat mich gefragt, ob ich zum Thema Shambhala und Gesellschaft beitragen würde. Ich habe zugesagt. Danach wurde mir sofort klar, wie schwierig es für mich ist, dieses in Worte zu fassen. Auf der einen Seite habe ich meine Erfahrung mit formeller Meditationspraxis, die für mich bedeutende Übung darin ist, mehr und mehr zu sehen und zu spüren, innerlich und äußerlich, ohne Kampf, wie meine Welt tatsächlich ist. Auf der anderen Seite habe ich meine Wahrnehmung einer menschlichen Gesellschaft die mir, wenn ich ehrlich bin, im Großen und Ganzen ziemlich zerspalten, zutiefst verwirrt, und destruktiv zu sein erscheint. Ist das was zu sehen ist? Soll ich das akzeptieren? Was bedeutet für mich in dieser Hinsicht eine Botschaft wie Grundlegende Gutheit? Wie kann ich meine persönliche Praxis mit meinem tiefen Zweifel an der Gesellschaft in Einklang bringen? Es ist meine Auffassung dass alle Menschen (alle Wesen), eine Sehnsucht nach Frieden und sich Wohlfühlen in sich haben. Der Weg dorthin aber ist strittig oder unklar. Für viele endet die Konfrontation mit diesem überwältigenden Zustand oft in Resignation, im Zurückziehen oder aggressiven Kampf dagegen. In so vielen brennenden sozialen Fragen, zu denen die verschiedenen Sichtweisen scheinbar entgegengesetzt sind, gibt es immer noch diesen gemeinsamen Wunsch, Frieden zu erfahren. Das ist für mich der wesentliche Punkt. Für mich ist der Weg, Offenheit und Vertrauen in meine eigene persönliche Erfahrung zu haben, die unterschiedliche und reiche Erfahrung anderer Menschen wertschätzend anzuerkennen, und die Pracht und die Stärke der Welt und sogar des Universums zu sehen. Letzten Endes sind wir doch vom Ganzen getragen. Wenn es mir gelingt, habe ich erfahren, dass inspirierte Kommunikation stattfindet kann. Für mich, heute, ist das ein Ausdruck von Spiritualität, ganz einfach. Wenn ich es schaffe mich in meiner Welt so zu bewegen, merke ich, dass meine Beziehung zu anderen frische Wendungen nehmen kann, auch wenn ich mich gleichzeitig unsicher fühle wo das alles hinführt. Reicht das aus, eine weitreichende Wirkung in der Gesellschaft zu haben? Ich habe keine zufriedenstellende Antwort, aber ich werde dran bleiben.

 

Text: Ivan Tröscher
Bild: Shambhala Köln & Ivan Tröscher
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Ivan Tröscher

ivantroescherIvan Tröscher ist 50 Jahre alt. Er ist Schreiner von Beruf, Ehemann, Vater, Aikido Schüler und seit 2005 Mitglied bei Shambhala Köln. Nachdem er das Buch von Trungpa Rinpoche „Spirituellen Materialismus durchschneiden“ gelesen hat, lernte er kurz im Anschluss danach Archarya David Schneider kennen. Die Bücher von Trungpa Rinpoche haben einer Wahrheit Worte gegeben, die für ihn eine Bestätigung waren, für die Gedanken und Gefühle die er immer schon hatte, weil er sich sehr oft einsam in der Welt gefühlt hat. Er ist aktiv als Meditationsanweiser und außerdem Teilnehmer der Lehrerjahresgruppe im Kölner Shambhala Zentrum und würde sich freuen, die Shambhala Lehren irgendwann auch geschickt weitergeben zu dürfen.