Miksang – kontemplative Fotografie

Hiltrud Enders / 20.März, 2017

Diesmal hat der Shambhala Blog Köln ein Gespräch mit Lehrerin Hiltrud Enders, über den bevorstehende “Miksang“ Kurs in Köln, geführt. Miksang ist eine weitere kontemplative Kunstform.

Was ist Miksang (kontemplative Fotografie)? Was begeistert dich ganz persönlich an Miksang ?

In meinem Verständnis ist es eine Alltagskunst. Aufmerksamkeit und Freude, inmitten vertrauter Umgebung und gewohnter Abläufe, und ja – auch mitten im Stress. Das andauernde Sehtraining und die kleine Kamera in meiner Tasche, rütteln mich kontinuierlich wach und lassen mich im Moment ankommen. Bevor ich an meinem ersten Miksang Training teilnahm, dachte ich Regentage seien grau. Heute sehe ich, wie das Wasser Farben zum Leuchten bringt. Ich erkunde die Welt der Tropfen und Reflektionen. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Sehgewohnheiten und Voreinstellungen auflösen können. Genau das bewirken die unterschiedlichen Wahrnehmungsübungen und Fotoaufgaben des Miksang Trainings. Die Kraft im Ausdruck entsteht durch Anwesenheit, Authentizität und dadurch ein Gefühl zu bekommen, für die Frische meiner Wahrnehmung. Wie erreichbar bin ich für die Welt, so wie diese sich darstellt – nicht wie ich sie gerne hätte. Grundlage ist meine Klarheit im Sehen: Klick! Ich mache die Aufnahme sorgfältig. Ich mag technisch gut umgesetzte Bilder, denn das ermöglicht den Betrachtenden zu empfinden was ich sah. Und um gleich eine häufige Frage zu beantworten: Wir bearbeiten unsere Bilder nicht nach im Sinne einer Verfeinerung, Überhöhung oder Raffiniertheit. Meine Referenz ist immer was ich sah. Ich möchte die Intensität oder die Blassheit der Farbe auf dem Bild so wie im Original. Und das ist dank der neuen Kameratechnik, auch Anfänger_innen möglich.

„Aus diesem Blickwinkel ist das Grundprinzip der Fotografie die Dinge so zu sehen, wie sie sind. In ihrer eigenen gewöhnlichen Natur. Es ist sehr einfach und direkt.“
Über Kunst, Chögyam Trungpa, Originaltitel: True Perception, The Path of Dharma Art, 1994 / 2012

 

Welche Verbindung hat Miksang mit der Shambhala Tradition?

Das Wort Miksang ist im Ursprung tibetisch und bedeutet ‘gutes Auge’ oder um ganz genau zu sein ‘gereinigtes Auge’. Mein Lehrer Michael Wood bekam den Namen ‘Miksang’, als er Buddhist wurde, von seinem Lehrer Vajra Regent Özel Tendzin. Das war in den 80er Jahren. Chögyam Trungpa Rinpoche wusste bereits, dass er nicht mehr lange leben würde und ernannte den Vajra Regent zu seinem Nachfolger. Trungpa legte großen Wert auf die kontemplativen Künste, fragte Schüler_innen fundierte Ausbildungen zu machen und dieses Wissen mit seiner Lehre, mit Dharma Art zu verbinden. Wahrnehmung und Ausdruck aus unserem ursprünglichen, offenen Sein voller Mut, Klarheit und Vertrauen in den Prozess. Diese Prinzipien werden in vielen Disziplinen umgesetzt. Sei es Kado, der Weg der Blumen, Kyudo, die Kunst des Bogenschiessens, oder Kalligraphie, Poesie und Tanz. Miksang ist eine kontemplative Kunst, die nicht innerhalb der Organisation von Shambhala agiert, aber ihre Wurzeln darin hat und ihr stets nahe geblieben ist. Mich begeistert besonders, dass dieses Training einen Zugang zu Kreativität und Ausdruck für ALLE ermöglicht.

 

(Das Gespräch für den Shambhala Köln Blog führte Dennis Engel mit Miksang Lehrerin Hiltrud Enders)

 

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Einführungsworkshop ‚Das gute Auge öffnen’

31.März – 3. April 2017 Shambhala Zentrum, Genter Str. 25, Köln

Anmeldung unter: https://shambhala-koeln.de/calendar-details/?id=275668

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Interview: Hiltrud Enders / Dennis Engel

Bild: Hiltrud Enders

Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Hiltrud Enders

Hiltrud Enders ist Architektin und fotografiert schon immer. 2006 lernte sie Michael Wood im Workshop im Shambhala Zentrum Köln kennen. Sie war sofort Feuer und Flamme für diese wunderbare Spielerei mit der Wahrnehmung und studiert seitdem mit Michael Wood. Sie unterrichtet als Miksang Trainerin drei aufeinander aufbauende Workshops und bietet regelmäßige Praxistage als Gelegenheit für die Teilnehmer_innen ihr Erleben zu vertiefen und sich in der Gruppe auszutauschen.