Kado – der Weg der Blumen

Von Marius Soutier/ 6. Juni, 2017

Ende Mai fand im Kölner Shambhala Zentrum ein Kado Programm mit der wunderbaren Lehrerin Dagmar Waldau statt. Kado ist eine von vielen kontemplativen Kunstformen im Shambhala Buddhismus. Es gab viele interessierte Teilnehmer bei diesem Programm. Einer davon war Marius Soutier. Der Shambhala Köln Blog bat ihn, uns seine persönlichen Erfahrungen zu schildern, die er an diesem Kado Wochenende machen durfte.

Marius schreibt dazu:

“Bist du überheblich, so drückt der Himmel dich zurück auf den Boden; bist du zu zaghaft, so richtet die Erde dich auf.” – Chögyam Trunpa Rinpoche

 

Es geht los mit der Grundform aufrecht links. Dabei befindet sich der Kenzan – wörtlich Schwertberg, also der Blumenigel, in den die Blumen gesteckt werden – links in der Schale. Ob man links oder rechts wählt, hängt dabei von der Form der verwendeten Pflanzen ab. Grundlage der Ausrichtung der Blumen ist ein im Dharma Art öfters wiederzutreffendes Prinzip, der Weg der Natur, bestehend aus Himmel (Symbol für alle hohen Ideale, Grenzenlosigkeit, Heiligkeit), Erde (Symbol des Greifbaren und Nährboden, der das Leben trägt und fördert), sowie Mensch (verbindendes Element, lebt in Harmonie mit beiden). Vom Himmel fällt der Regen auf die Erde, die der Mensch dann formt und kultiviert. Wie bei jeder aktiven Meditation gilt, dass die Regeln einen Rahmen bieten, an dem man sich orientiert. Sie dienen als Hilfsmittel um die eigene Achtsamkeit zu entwickeln. Ich bekomme unmittelbar Rückmeldung, wenn meine Aufmerksamkeit abschweift und ich beispielsweise von einer Blume zu viel abschneide. Ich darf diesen “Fehler“ sanft bemerken, bleibe freundlich mit mir, und kehre neugierig in den gegenwärtigen Augenblick zurück, um zu entdecken, was ich nun mit der zu kurz geratenen Blume anstellen werde. Jeder Teilnehmer sucht sich eine Schale und einen Igel aus, und bereitet seinen Arbeitsplatz mit Schere, Vase, Wasserbehälter und Geschirrtüchern vor. Das Kado-Buch dient als Gedächtnisstütze, um die Pflanzen korrekt anzuordnen. Die Blumenauswahl (das Material) besteht an diesem Tag aus Lupinen, Lederfarn, und Limonium (die drei L sind angeblich Zufall). Heute bin ich noch ein wenig zögerlich. Das spiegelt sich auch direkt in meinem Gesteck wider – eine minimalistische Variante, die neben Himmel, Erde, Mensch nur ein einzelnes Limonium als Helfer verwendet. Auch das ist ein Aspekt von Kado, dass ich meine tagesaktuelle Stimmung von meinem Gesteck 1:1 ablesen kann. Am zweiten Tag geht es mit der Grundform aufrecht rechts weiter. Der Kenzan befindet sich also rechts in der Schale und Himmel, Erde, Mensch werden spiegelverkehrt zum Vortag ausgerichtet. Heute bin ich mutiger und wähle eine große, farbige Schale. Freesien dienen als Himmel und Mensch, und ich schneide eine weitere und bringe sie relativ tief unterm Himmel an. Hostablatt bildet die Erde, die ich ebenfalls durch ein zweites, leicht andersfarbiges Blatt verstärke. Nun nutze ich sogar noch abgehende Zweige der Freesien als Helfer und fülle den Boden mit Frauenmantel. Ein deutlicher Unterschied zum Vortag! Beeindruckend ist, dass alle Teilnehmer mit dem gleichen Material arbeiten, doch jeder ein unterschiedliches, individuelles Gesteck aufbaut. Zum Schluss lernen wir noch, wie ein Gesteck abgebaut und die Überreste respektvoll entsorgt werden. Die Gestecke selbst halten noch ein paar Tage. Damit ist der erste Schritt auf dem “Kado – der Weg der Blumen” gemeistert.

 

Text: Marius Soutier
Bild: Marius Soutier
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Marius Soutier

Marius Soutier hat 2016 den Weg zum Shambhala Köln Zentrum gefunden. Am Anfang wollte er nur meditieren und war oft zu den offenen Meditationsabenden am Donnerstag im Zentrum. Anne von der Eltz hat ihm dann, den Kurs “Zufriedenheit im Alltag” empfohlen. Durch diesen Kurs und viele andere Kurse, die er besucht hat, hat er angefangen, sich mit dem Weg der Shambhala Kriegerschaft zu beschäftigen. Er interessiert sich besonders für aktive Meditation.