Shambhala und Gesellschaft

Von Karin Becker/ 21. Januar, 2018

Der Shambhala Köln Blog meldet sich aus der Winterpause zurück und wünscht allen Lesern ein tolles, neues Jahr 2018. Heute gibt es einen weiteren Beitrag aus der Serie “Shambhala und Gesellschaft”. In dieser Serie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen Mitglieder aus der Shambhala Köln Sangha, ihre ganz persönlichen Gedanken, wie sie den Shambhala Buddhismus mit der heutigen Gesellschaft und ihrem Alltag verbinden.

 

Heute schreibt Karin Becker dazu, was sie am Shambhala Buddhismus inspiriert und wie sie ihn in ihren Alltag transportiert:

Was mich bei Shambhala überzeugt ist das Menschenbild. Wir sind alles kleine Buddhas, wir sind wertvoll und voller Potential und Sehnsucht unsere menschliche Existenz zum Blühen zu bringen. Unsere eigene und die der anderen. Shambhala sagt, wir selber sind grundlegend gut und andere Menschen auch und sogar die Gesellschaft. Wir haben diese unzerstörbare Natur, auch wenn sich viele Hindernisse und Probleme darüber legen. Im Kern sind wir gut und freundlich. Und das Beste – das gilt es zu entdecken  und nicht nur zu glauben. Das ist revolutionär in der Welt in der ich aufgewachsen bin. Ich bin 1954 geboren. Zu stark lagen noch die Schatten der düsteren Vergangenheit über allem . Kinder waren eher kleine Monster, deren Willen es galt zu brechen. Ich war gut, wenn ich funktionierte. Einen Wert, nein den hatte wir wohl eher nicht. Damals hieß es, Deinen Wert, den mußt Du Dir erarbeiten. Über Arbeit, über Leistung, über Erfolge oder vielleicht auch über viel Tun für andere. Auch heute gibt es in unserer Kultur immer noch sehr viele Elemente eines finsteren Menschenbildes, was eher so in die Richtung geht, man ist grundlegend schlecht. Ich sehe junge Menschen, die sich über ihr Outfit und Style definieren, über den sportgeformten Body, über die Schönheit oder die Erfolge im Job. Selbstoptimierung und Erfolgskultur sind voll im Trend. Wunderbar, wenns Freude macht, aber oft  spüre ich dahinter ein verzweifeltes Suchen nach dem eigenen Wert  und  Anerkennung, damals wie heute. Bis zur Erschöpfung und oft ohne Erfüllung. Wie könnte man Liebe und Anerkennung  jemals im Außen finden, wenn man sie innen nicht hat? Wir denken, wir müssen etwas machen, etwas erzeugen, etwas ändern, dabei gilt es mehr, nur das zu entdecken, was bereits da ist. Kostenlos. Shambhala leistet hier einen gesellschaftlich für mich unendlich wertvollen Beitrag, in dem es uns hilft zu entdecken,  Du bist gut, Du bist ok so wie Du bist, Du mußt nicht anders werden. Du darfst Dich spüren und andere auch. Hab Vertrauen in das Leben, in Dich und in andere. Entspann Dich in Dein Sein. Das heißt absolut nicht, es ist alles ok so wie es ist. Es gibt eine unendliche Fülle an Dingen, die nicht in Ordnung sind. Grausamkeiten ohne Ende. Aber woher kommt das? Die Grundannahme ist wichtig dabei.  Grundlegend gut mit einer Menge Verdunkelungen darüber, die man zur Seite räumen kann, ist etwas ganz anderes als davon auszugehen, dass alles erst erzeugt werden muss durch Leistung und Erfolg und die Basis an sich schlecht ist. Dann gehen wir anders mit uns um. Es ermöglicht uns, uns zu öffnen und zu wachsen. Wir begreifen Probleme als Motor für Entwicklung. Im anderen Fall sind wir mit Angst und Misstrauen unterwegs, zeigen uns nicht, werden immer enger und da wir davon ausgehen, dass der Kern der anderen genauso schlecht wie unser eigener ist, färbt das unser gesamtes Verhalten. Unsere Sicht, wie wir rausschauen in die Welt, kommt auch wieder zu uns zurück. Wie so oft spiegelt sich unser inneres Bild von uns selber in dem, was wir im Außen glauben als feste Realität zu erkennen. Sicher gibt es auch in der westlichen Kultur eine Menge Elemente mit positivem  Menschenbild. Ich denke an die ganze humanistische Psychologie und viele philosophische Strömungen. Aber in der Konsequenz wie bei Shambhala und wie es dort auch gelebt wird, ist es mir nirgendwo anders begegnet. Dort ist es nicht nur Theorie, sondern es wird ständig versucht  in den Alltag reinzunehmen.  Deshalb arbeite ich auch gern hinter den Kulissen – praktisch, im Alltag, mit allen Konflikten, Problemen und allen (vermeintlichen) Unzulänglichkeiten – und auch der Fülle an Freundlichkeit, Weisheit und Klarheit,  die wir alle an Bord haben. Shambhala ist immer mittendrin, nicht auf einer rosa Wolke. Die Shambhala Sicht kann offene Wunden heilen und Menschen zum Blühen bringen, ihr Potential zu verwirklichen und ein gutes Leben zu führen. Es gibt eine Menge spiritueller Wege, die hilfreich sein können. Ich glaube nicht, dass die Wahrheit nur bei Shambhala zu finden ist. Viele Wege mit unterschiedlichen Sprachen und demselben Ziel. Jede spirituelle Richtung ist der Gefahr von Dogmen ausgesetzt und sich als Organisation von sich selbst zu trennen.  Aber wie viele andere buddhistische Linien ist Shambhala noch jung im Westen, frisch und lebendig, mutig und kraftvoll. Deshalb bin ich gerne dabei.

 

Text: Karin Becker

Bild: Karin Becker & Shambhala Köln

Blog Redakteuer: Dennis Engel

 

Über Karin Becker

Karin Becker ist 63 Jahre alt und arbeitet als Bodyworkerin in eigener Praxis. Seit 2000 ist sie Mitglied bei Shambhala Köln. Durch eine Krankheit und den Wunsch ihr Leben neu auszurichten, machte sie sich auf den spirituellen Weg und wurde schließlich Shambhala Buddhistin. Im Shambhala Köln Zentrum engagiert sie sich schon sehr lange, zusammen mit Gerlinde Pilgrimm, als Praxiskoordinatorin und plant und organisiert alle Programme, die im Shambhala Köln Zentrum stattfinden.