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Meditation in Aktion: „Sitzen für das Klima“

Von Arnd und Katja Riester/ 24. September, 2019

Diesmal berichtet der Shambhala Köln Blog über die tolle Aktion die von 2 Mitgliedern aus unserer Gemeinschaft, Arnd und Katja Riester, am 20.9.2019, dem “Tag des globalen Klimastreiks”, organisiert wurde.

Arnd und seine Frau Katja schreiben dazu:

Die Idee zu “Sitzen für das Klima” ist uns in den Sommerferien gekommen.
Wir haben uns bewusst dazu entschieden dieses Mal in den Ferien zu Hause zu bleiben und nicht in den Urlaub zu fahren,
was ja auch dem Klima zugutekommt, so die Idee . Zeit zum Lesen, sprechen und allerlei im Haus zu erledigen, das war unser Plan.
Ein Freund schickte uns genau in dieser Zeit das Manuskript von Professor Jem Bendell – Deep Adaptation (Tiefenanpassung):
Ein Wegweiser, um uns durch die Klimakatastrophe und ihre Folgen zu führen.
Uns haben die Fakten und Schlussfolgerungen des Klimaforschers tief beunruhigt.
Außerdem hörten wir einen Vortrag der extinction rebellions und beschäftigten uns mal intensiver mit Klimawegweisern
wie kleine Gase-große Wirkung. Uns wurde einmal mehr klar, dass der Versuch, den Klimawandel zu stoppen wirklich keinen Aufschub
mehr verträgt und auch wir etwas tun müssen. Uns wurde klar, dass die Sucht nach immer “mehr” die Wurzel des Problems
unserer Klimamisere ist und die einfache Lösung im “weniger” zu finden ist. Einfach nur sitzen und da sein,
ist ein kraftvoller Ausdruck von “weniger”, mit dem wir ein Zeichen setzen wollten. Gesagt getan.
Wir haben eine Versammlung bei der Polizei in Köln für den Globalen Klimastreik am 20.9. angemeldet.
Sitzen für das Klima, auf dem Rudolfplatz mitten in Köln von 9-18 Uhr. Es wurde ein schönes,
friedliches Bekenntnis zum einfach sein, ankommen und miteinander teilen und sich und
der Welt auf dem Rudolfplatz mit Achtsamkeit und Anteilnahme begegnen.
Viele haben ihre Gedanken zu unserem Umgang mit uns und der Natur geteilt und zu Papier gebracht.
Andere sind einfach da gewesen und Einige sehr lang geblieben. Verbundenheit und Respekt,
Vielfalt und Individualität waren durchgehend spürbar. Wir sind uns nochmal bewusst geworden,
wie wertvoll Meditation und Gewahrsein sind und wie alles seinen Platz findet und überall Kommunikation stattfindet,
die viel weniger ichbezogen ist als wir sie im Alltag führen. Auch die laute bunte und kraftvolle FridaysforFuture-Demo
ist an uns hörbar und fühlbar vorbei gezogen und in diesen 2 frühen Nachmittagsstunden waren alle Sitzkissen
besetzt und viele Demonstranten haben eine stille Besinnungszeit bei uns eingelegt.
Jetzt sind wir tatsächlich so inspiriert von der Aktion, dass wir überlegen,
ob wir nicht weiterhin unseren Beitrag zur Fridaysforfuture Bewegung leisten wollen und können. Fortsetzung folgt…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text: Arnd und Katja Riester
Bild:  Marc Matthies, Marilyn Jansen
Blog Redakteur: Dennis Engel

Inspiration für den Alltag: “Die Grundlage von Allem“

Von Dennis Engel / 31. August, 2019

Mit “Inspiration für den Alltag” startet der Shambhala Köln Blog heute wieder aus seiner langen Pause. In regelmäßigen Abständen gibt es hier wieder kurze Textpassagen mit Fragen zum Kontemplieren, um so tieferen Kontakt zur Bedeutung der Texte zu erhalten und Inspiration auf unserem Shambhala buddhistischen Pfad zu bekommen.

Heute geht es um das zentrale Thema in der Shambhala buddhistischen Tradition: „Grundlegende Gutheit“. Alles startet und endet damit, wenn man sich auf den Pfad des inneren Krieger begibt. Doch was ist das „grundlegende Gutheit”?

Hier eine Textpassage dazu, aus dem Buch „Das Buch vom meditativen Leben“ von Chögyam Trungpa Rinpoche:

Ein großer Teil des Chaos in der Welt rührt daher, daß die Menschen keine Wertschätzung für sich selbst besitzen. Wer gegenüber sich selbst keine Sympathie und geduldige Nachsicht aufbringt, kann keine Harmonie und keinen Frieden in sich erfahren, und so projiziert er seine eigene Disharmonie und Verwirrung auch auf andere…Wer aufhört, sich selbst zu verdammen und zu bestrafen, wer sich entspannt und Geist und Körper schätzen lernt, der wird mit dem grundlegenden Gutsein in sich selbst in Berührung kommen. Es ist also ungeheuer wichtig, sich für sich selbst zu öffnen. Betrachte dich selbst mit zartfühlender Nachsicht, und du wirst nicht nur deine Probleme, sondern auch dein Potential richtig sehen können. Es wird dann nicht mehr nötig sein, deine Probleme geflissentlich zu übersehen oder dein Potential aufzubauschen. Auf diese Art von Sanftheit und rechter Würdigung im Umgang mit dir selbst kommt es ganz besonders an. Sie ist die Grundlage dafür, sich selbst und anderen helfen zu können.

aus: „Das Buch vom meditativen Leben“ – Shambhala und der Pfad des inneren Kriegers, Chögyam Trungpa Rinpoche

 

Fragen zum Kontemplieren:

  1. Wie fühlt es sich an, wenn Körper und Geist nicht entspannt sind?
  2. Was kann ich tun, um wertschätzend mit mir und auch anderen umzugehen?
  3. Wie fühlt es sich an, wenn ich mit mir und der Welt, sanft und freundlich in Kontakt bin?

 

Freundliche Grüße und viel Zuversicht & Stärke , Euer Redakteuer vom Shambhala Blog Köln Dennis Engel

 

Text: Chögyam Trungpa Rinpoche / Dennis Engel
Bild:  Dennis Engel
Blog Redakteur: Dennis Engel

Dennis Engel ist 46 Jahre alt. Er ist Kundenbetreuer im Mobilfunkbereich und unterrichtet Freiberuflich Qi Gong, Achtsamkeit und Meditation. Seit 2008 ist er Mitglied bei Shambhala und durch Bücher von Pema Chödrön zum Shambhala Buddhismus gekommen. Er ist in der Kölner Shambhala Sangha als Meditationsunterweiser, Nachwuchs-Lehrer aktiv und außerdem Redakteur des Shambhala Köln Blog. Seit 2017 ist er als Koordinator für die Shambhala Zentren/Gruppen in Deutschland und Deutschschweiz tätig.

Auf der Suche der Weisheits-Kraft von Gesellschaft – Teil 3

Von Sabine Rolf / 7. Juni, 2018

Heute gibt es den 3. Teil aus der Shambhala Köln Blogserie “Auf der Suche der Weisheitskraft von Gesellschaft” von Sabine Rolf. Acharya Sabine Rolf untersucht in dieser Reihe, wo uns die Kräfte des Zusammenlebens formen und wie wir durch eigene Wachheit dazu beitragen können, in unserer direkten Umgebung Weisheit und Mitgefühl in uns selbst und im Umgang mit anderen zu erwecken. Die Shambhala-Tradition der Sichtweise von Grundlegender Gutheit besagt, dass uns als Menschen auf fundamentale Weise Weisheit und Freundlichkeit innewohnt. Diese Sicht lädt uns ein, uns und unser Leben wach und erfüllt zu erleben. Zentrale Bedeutung kommt dabei der Meditation zu, als Übung, in der wir direkt und praktisch Kontakt machen können zur eigenen Erfahrung dieser Gutheit. Als Shambhalianer verstehen wir uns ausdrücklich als Teil von Gesellschaft; wir versuchen nicht, unsere alltägliche weltliche Erfahrung von unserem spirituellen Pfad zu trennen.

Im 3. Teil geht es heute um das Thema “Freizeit und Kultur/Kunst” und Acharya Sabine Rolf schreibt dazu:

“Freizeit und Kultur/Kunst”

Die Kunst, Mensch zu sein, wird als Weisheits-Energie von allen Traditionen durch alle Zeiten transportiert; der Wille zu gestalten zeigt sich in den Zeugnissen aller Kulturen. Kulturleistungen sind alle formenden Fähigkeiten und Gewohnheiten, der Mensch sich als Glied der Gesellschaft angeeignet hat: Kochtöpfe, Häuser- und Gartenanlagen, Tanz, Arbeit, Urlaub, Schule, Theater, Gefängnisse, Bibliotheken, Krankenhäuser, Schulen, Museen, Restaurants, usw..  Kultur durchströmt die Gesellschaft als unerschöpfliche Kreativität und spontane Ausdrucksfreude. Die Rituale und Zeremonien, die wir in unserer Freizeit entwickeln, künden von den Werten in unserem Leben: welche Nahrung wir essen, womit wir unsere ‚freie’ Zeit verbringen, welche Entscheidungen wir wieder und wieder treffen, bewusst oder unbewusst. Die Werte enthüllen unsere Sicht über uns selbst und die Gesellschaft: sie erzählen, ob wir uns als Teilhaber menschlicher Weisheit und Kunst oder als Erbe von Sünde und Unvollkommenheit verstehen.

„Achtsamkeit ist die Fähigkeit, unser Leben von Moment zu Moment zu würdigen.“ (Sakyong Mipham Rinpoche)

Wie wir im Miteinander, als Gesellschaft gute Situationen schaffen oder auf schwierige Situationen reagieren, wird maßgeblich bestimmt vom Grad der Offenheit und Wertschätzung, die wir uns selbst und unserer Umgebung entgegenbringen. Für die Meisten von uns existieren die Räume für Offenheit und Reflexion in der ‚freien’, nicht fremdbestimmten Zeit, jenseits von Hektik und Effizienz der Arbeitswelt. Der verwirrte Zugang zu dieser Freizeit-Welt empfindet offenen Raum als Zeit, die es gilt ‚totzuschlagen’. In der befürchteten Langeweile könnten Gefühle wie Angst, Sorgen und Zweifel auftauchen. Um das zu verhindern, lenken wir uns lieber ab, irgendwie. Wir lassen uns ‚unterhalten’, um einen undefinierten Hunger nach Nähe zu stillen und scheinbar direkter Empfänger zu sein, etwa vom Glanz und Glamour der Medienwelt. Wir shoppen, trinken, essen, was das Zeug hält, um innere und äussere Räume zu füllen, deren Tiefe auszuloten wir zurückschrecken. Wer sind wir, wenn wir nichts zu tun haben? Ausserhalb der Arbeitszeit, keine Telefonate und keine Wäsche zu waschen?  Woran erfreuen wir uns? Was entspannt oder erfrischt uns? Wie kreieren wir den Ausgleich von Fremdbestimmung und Selbstbestimmung? Schauen wir uns doch einmal um in unserem Leben: wie fühlt sich Kreativität an? Wo erfahre ich die Freude des Gestaltens, des absichtslosen Selbstausdrucks oder der kreativen Ausschöpfung meiner eigenen Quellen? Wie ‚erschaffe’ ich meine Umwelt? Die Kunst, Mensch zu sein, versteht, dass unsere Empfindungen nicht ‚perfekt’ oder ‚folgerichtig’ sein müssen, sie erlaubt und ermächtigt den Ausdruck der feinen Wahrnehmung des Widersprüchlichen, Unfertigen, Brüchigen, Zarten, und erlaubt dadurch die direkte Übermittlung und Verbundenheit zwischen den Menschen. Sie schöpft ihre Energie und Kraft aus dem offenen Raum, den Momenten jenseits von Kontrolle, in die wir einfach hineinspringen können, ohne vorher das Ergebnis zu kennen. Beispiele dafür sind ein leeres Blatt, vor dem wir sitzen, und der Moment, bevor unser Stift oder Pinsel es berühren – oder der Augenblick im Angesicht einer Frage, auf die wir nicht vorbereitet sind – der Moment in der Tanz mit einem nicht gekannten Partner beginnt …

 

Text: Sabine Rolf

Bild: Hiltrud Enders (Miksang Lehrerin)

Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Sabine Rolf

Sabine Rolf ist 56 Jahre alt. Sie ist Germanistin und Philosophien und arbeitete in Leitungsteams von Bildungsträgern im Umweltbereich- und der Erwachsenenbildung. Sie ist Acharya in der Shambhala-Linie und lehrt europaweit zu Themen des Buddhismus, Shambhala und der Kontemplativen Psychologie, sowie Seminare zur achtsamen Kommunikation. Seit 1990 ist sie Shambhala Buddhistin. Als Kind liebte sie schon Geschichten von Jesus Christus und anderen Heiligen. Dann als Erwachsene weiter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, blieben ihre Fragen zunächst jedoch im Philosophie- und Literaturstudium unbeantwortet. Als sie dann im Januar 1990 zufällig ein Shambhala 1 Wochenende in Hamburg besuchte, wusste sie, hier ist das was sie suchte. Nachdem sie viele Jahre in Köln wohnte, lebt sie nun in Ostwestfalen. Sie besucht das Kölner Shambhala Zentrum immer noch gerne und regelmäßig, um dort Seminare und die Lehrerjahresgruppe zu unterrichten.

 

Inspiration für den Alltag

Von Dennis Engel / 26. März, 2018

Mit “Inspiration für den Alltag” startet im Shambhala Köln Blog heute eine weitere Rubrik. In regelmäßigen Abständen gibt es hier kurze Textpassagen von Sakyong Mipham Rinpoche, Chögyam Trungpa Rinpoche oder Pema Chödrön mit Fragen zum kontemplieren, um so tieferen Kontakt zur Bedeutung der Texte und interessante Anregungen für den Alltag zu bekommen.

 

Die Zuversicht der Gelassenheit

„Gelassenheit bedeutet Vertrauen, das frei ist von Anhaften. Sie braucht Übung, besonders wenn wir noch von den Hochs und Tiefs des Samsara zum Narren gehalten werden. Die beste Art, gelassen zu werden, besteht darin, uns die fließende Natur unserer selbst und der Welt ins Gedächtnis zu rufen, die traumgleiche Qualität der Erscheinungen. Alles ist in ständigem Wandel begriffen. Unsere Sehnsucht nach unserem Freund kann von einer Minute auf die andere von Liebe zu Zorn werden. Das, von dem wir glauben, es würde uns glücklich machen, ändert sich von Augenblick zu Augenblick. Das Morgen ist nur eine Vorstellung, die sich heute in unserem Geist abspielt, zusammen mit den Vorstellungen von dem, was gestern geschehen ist.“

Aus dem Buch: „Der Alltag erleuchten“ von Sakyong Mipham Rinpoche

 

Fragen zum kontemplieren:

Wie gelingt es mir gelassen zu bleiben? Kann ich wahrnehmen, dass sich ständig alles ändert, von Augenblick zu Augenblick? Kann ich spüren, dass alles nicht so fest und stabil ist? Kann ich wahrnehmen, wie meine Gedanken sich ständig mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigen?

Viel Freude beim kontemplieren und noch eine schöne Woche,
Euer Redakteuer vom Shambhala Köln Blog Dennis

 

Text: Sakyong Mipham Rinpoche; Dennis Engel
Bild:  Dennis Engel
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Dennis Engel ist 44 Jahre alt. Er ist Kundenbetreuer im Mobilfunkbereich und unterrichtet freiberuflich Meditation, Qi Gong und Achtsamkeit. Seit 2008 ist er Mitglied bei Shambhala und durch Bücher von Pema Chödrön zum Shambhala Buddhismus gekommen. Er ist in der Kölner Shambhala Sangha als Meditationsunterweiser und Koordinator von Programmen aktiv und außerdem Teilnehmer der Lehrertraining Jahresgruppe, Redakteur des Shambhala Köln Blog und Regionalkoordinator für Shambhala Deutschland und Schweiz.

Shambhala und Gesellschaft

Von Karin Becker/ 21. Januar, 2018

Der Shambhala Köln Blog meldet sich aus der Winterpause zurück und wünscht allen Lesern ein tolles, neues Jahr 2018. Heute gibt es einen weiteren Beitrag aus der Serie “Shambhala und Gesellschaft”. In dieser Serie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen Mitglieder aus der Shambhala Köln Sangha, ihre ganz persönlichen Gedanken, wie sie den Shambhala Buddhismus mit der heutigen Gesellschaft und ihrem Alltag verbinden.

 

Heute schreibt Karin Becker dazu, was sie am Shambhala Buddhismus inspiriert und wie sie ihn in ihren Alltag transportiert:

Was mich bei Shambhala überzeugt ist das Menschenbild. Wir sind alles kleine Buddhas, wir sind wertvoll und voller Potential und Sehnsucht unsere menschliche Existenz zum Blühen zu bringen. Unsere eigene und die der anderen. Shambhala sagt, wir selber sind grundlegend gut und andere Menschen auch und sogar die Gesellschaft. Wir haben diese unzerstörbare Natur, auch wenn sich viele Hindernisse und Probleme darüber legen. Im Kern sind wir gut und freundlich. Und das Beste – das gilt es zu entdecken  und nicht nur zu glauben. Das ist revolutionär in der Welt in der ich aufgewachsen bin. Ich bin 1954 geboren. Zu stark lagen noch die Schatten der düsteren Vergangenheit über allem . Kinder waren eher kleine Monster, deren Willen es galt zu brechen. Ich war gut, wenn ich funktionierte. Einen Wert, nein den hatte wir wohl eher nicht. Damals hieß es, Deinen Wert, den mußt Du Dir erarbeiten. Über Arbeit, über Leistung, über Erfolge oder vielleicht auch über viel Tun für andere. Auch heute gibt es in unserer Kultur immer noch sehr viele Elemente eines finsteren Menschenbildes, was eher so in die Richtung geht, man ist grundlegend schlecht. Ich sehe junge Menschen, die sich über ihr Outfit und Style definieren, über den sportgeformten Body, über die Schönheit oder die Erfolge im Job. Selbstoptimierung und Erfolgskultur sind voll im Trend. Wunderbar, wenns Freude macht, aber oft  spüre ich dahinter ein verzweifeltes Suchen nach dem eigenen Wert  und  Anerkennung, damals wie heute. Bis zur Erschöpfung und oft ohne Erfüllung. Wie könnte man Liebe und Anerkennung  jemals im Außen finden, wenn man sie innen nicht hat? Wir denken, wir müssen etwas machen, etwas erzeugen, etwas ändern, dabei gilt es mehr, nur das zu entdecken, was bereits da ist. Kostenlos. Shambhala leistet hier einen gesellschaftlich für mich unendlich wertvollen Beitrag, in dem es uns hilft zu entdecken,  Du bist gut, Du bist ok so wie Du bist, Du mußt nicht anders werden. Du darfst Dich spüren und andere auch. Hab Vertrauen in das Leben, in Dich und in andere. Entspann Dich in Dein Sein. Das heißt absolut nicht, es ist alles ok so wie es ist. Es gibt eine unendliche Fülle an Dingen, die nicht in Ordnung sind. Grausamkeiten ohne Ende. Aber woher kommt das? Die Grundannahme ist wichtig dabei.  Grundlegend gut mit einer Menge Verdunkelungen darüber, die man zur Seite räumen kann, ist etwas ganz anderes als davon auszugehen, dass alles erst erzeugt werden muss durch Leistung und Erfolg und die Basis an sich schlecht ist. Dann gehen wir anders mit uns um. Es ermöglicht uns, uns zu öffnen und zu wachsen. Wir begreifen Probleme als Motor für Entwicklung. Im anderen Fall sind wir mit Angst und Misstrauen unterwegs, zeigen uns nicht, werden immer enger und da wir davon ausgehen, dass der Kern der anderen genauso schlecht wie unser eigener ist, färbt das unser gesamtes Verhalten. Unsere Sicht, wie wir rausschauen in die Welt, kommt auch wieder zu uns zurück. Wie so oft spiegelt sich unser inneres Bild von uns selber in dem, was wir im Außen glauben als feste Realität zu erkennen. Sicher gibt es auch in der westlichen Kultur eine Menge Elemente mit positivem  Menschenbild. Ich denke an die ganze humanistische Psychologie und viele philosophische Strömungen. Aber in der Konsequenz wie bei Shambhala und wie es dort auch gelebt wird, ist es mir nirgendwo anders begegnet. Dort ist es nicht nur Theorie, sondern es wird ständig versucht  in den Alltag reinzunehmen.  Deshalb arbeite ich auch gern hinter den Kulissen – praktisch, im Alltag, mit allen Konflikten, Problemen und allen (vermeintlichen) Unzulänglichkeiten – und auch der Fülle an Freundlichkeit, Weisheit und Klarheit,  die wir alle an Bord haben. Shambhala ist immer mittendrin, nicht auf einer rosa Wolke. Die Shambhala Sicht kann offene Wunden heilen und Menschen zum Blühen bringen, ihr Potential zu verwirklichen und ein gutes Leben zu führen. Es gibt eine Menge spiritueller Wege, die hilfreich sein können. Ich glaube nicht, dass die Wahrheit nur bei Shambhala zu finden ist. Viele Wege mit unterschiedlichen Sprachen und demselben Ziel. Jede spirituelle Richtung ist der Gefahr von Dogmen ausgesetzt und sich als Organisation von sich selbst zu trennen.  Aber wie viele andere buddhistische Linien ist Shambhala noch jung im Westen, frisch und lebendig, mutig und kraftvoll. Deshalb bin ich gerne dabei.

 

Text: Karin Becker

Bild: Karin Becker & Shambhala Köln

Blog Redakteuer: Dennis Engel

 

Über Karin Becker

Karin Becker ist 63 Jahre alt und arbeitet als Bodyworkerin in eigener Praxis. Seit 2000 ist sie Mitglied bei Shambhala Köln. Durch eine Krankheit und den Wunsch ihr Leben neu auszurichten, machte sie sich auf den spirituellen Weg und wurde schließlich Shambhala Buddhistin. Im Shambhala Köln Zentrum engagiert sie sich schon sehr lange, zusammen mit Gerlinde Pilgrimm, als Praxiskoordinatorin und plant und organisiert alle Programme, die im Shambhala Köln Zentrum stattfinden. 

Shambhala und Gesellschaft

Von Liane Stephan/ 15. Dezember, 2017

Heute gibt es einen weiteren Beitrag aus der Serie “Shambhala und Gesellschaft” im Shambhala Köln Blog. In dieser Serie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen Mitglieder aus der Shambhala Köln Sangha ihre ganz persönlichen Gedanken, wie sie den Shambhala Buddhismus mit der heutigen Gesellschaft und ihrem Alltag oder auch im Beruf verbinden.

 

Heute schreibt Liana Stephan dazu, wie sie die Shambhala Prinzipien in ihrem Arbeitsalltag anwendet, erfährt und umsetzt:

Menschen gehen arbeiten. Viele Millionen Menschen in Deutschland stehen morgens auf und einer ihrer ersten inneren Sätze ist. „Schon wieder muss ich arbeiten!“. Mich schmerzt diese Tatsache, dass es nicht viele Menschen gibt, die mit Freude zur Arbeit gehen, die nicht wissen, dass sie einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten und dies auch spüren, die sich nicht freuen, ihre Kollegen und Kolleginnen zu sehen und diese zu unterstützen. Denn auch da ist eine Gemeinschaft, die gemeinsam etwas Wundersames hervorbringen kann, was der Einzelne nicht könnte. Was hätten wir für ein Deutschland, wenn jeder morgens auf der Bettkante säße und mit einem Strahlen auf dem Gesicht sagen könnte: „Ein neuer wundervoller Tag – wie dankbar und von Freude erfüllt bin ich, jetzt zu meiner Arbeit gehen zu dürfen!“. So sind die meisten Arbeitskontexte getrieben von einem stetigen InnovationsMUSS, Anpassungsgeschwindigkeiten und natürlich einem enormen Marktdruck. Dieser Druck wird meist ungehindert weitergegeben in alle Bereiche eines Unternehmens. Die Geschwindigkeit hat so zugenommen, dass man Menschen erlebt, die sehr gestresst sind, die 9-12 Stunden täglich arbeiten und nicht mehr merken, wie ihr Geist und ihr Herz langsam verkümmern. Sie leisten viel und sind engagiert, sind hoch intelligent, haben aber oft kein Empfinden mehr für sich und ihre Grenzen und für ihr eigentliches Menschsein. 180 Emails täglich, 100 Mal das Smartphone aus der Tasche ziehen, nicht mehr wirklich zuhören können, weil jede Sekunde, in der NICHTS passiert als unangenehm erfahren wird. Das zu sehen ist wirklich schmerzhaft. Der jetzige Moment ist nie spürbar für diese Menschen, alles dreht sich um weiter, schneller, höher. Das Kostbarste, nämlich das Leben, zieht vorbei. Dieser kleine Moment, in dem die Zeit stillsteht und ein wundersamer innerer Raum sich öffnet, bleibt verschlossen – zumindest sehr häufig. Genau da, wo das Menschsein stattfindet – in der Gegenwart. So fühle ich mich beschenkt vom Leben genau an diesen Orten, wo der Schmerz sehr groß ist, kleine Samen von Frieden und des „zu sich selbst wieder finden“ streuen zu dürfen. Das heißt nicht, dass ich Leistung verdamme. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, dass Menschen, die Zugehörigkeit spüren und erfahren, die gegenseitiges Vertrauen spüren, ganz viel Leistungslust entwickeln können, auch ohne Druck, die innovativ sein können, weil sie entspannt sind und so am besten neue Ideen kreieren können. Wir (die Kalapa Leadership Academy) laden die Menschen dazu ein im Arbeitskontext, sich wieder zu spüren, ihren wilden Geist etwas zu zähmen und wahrzunehmen, dass sie nicht alleine leben. Dass es andere Menschen gibt um sie herum und dass es sich lohnt, gemeinsam mit anderen zu denken, zu fühlen und zu handeln. Wenn Führungskräfte an unseren langen Programmen teilnehmen und zum ersten Mal auf einem Kissen sitzen, bin ich immer sehr berührt. Schon oft habe ich dann gehört:

„Mir ist bewusst geworden, dass wir eben alle genau dasselbe versucht haben, – das fand ich ganz Besonders.”

„Ich habe die Anderen noch nie so deutlich wahrgenommen, obwohl wir ja gar nichts getan haben.“

„Ich konnte kaum glauben, dass ich nicht beim Atem bleiben konnte – ich mache doch sonst viel schwierigere Sachen!“

Aber natürlich gibt es auch:

„Das ist ja langweilig – das halte ich nicht aus.”

Wie auch immer, alle fangen an -die Mehrheit täglich-10 Minuten zu praktizieren und im Alltag vieles umzusetzen, sich seiner eigenen Handlungen und deren Auswirkungen bewusst zu werden, Freude wieder zu empfinden, Dankbarkeit zu spüren. Ich vertraue immer darauf, dass die Praxis ihre Wirkung zeigt und das tut sie. Es braucht da nicht so viele Worte. Die Sehnsucht nach diesem Kontakt zu sich selbst ist so groß. Viele Unternehmen haben jetzt Meditationsräume, wo sich Mitarbeiter zurückziehen können und wo sie mit anderen praktizieren können. Kleine Samen säen…für viele waren die Programme lebensverändernd, für andere nicht und einige konnten damit nichts anfangen…wir machen weiter…in dieser so entmenschlichten Welt lohnt sich jeder noch so kleine Same, den wir pflanzen können.

 

Mit diesem tollen Beitrag verabschiedet sich der Shambhala Köln Blog in seine kreative Winterpause! Ich wünsche Euch allen, eine entspannte Weihnachtszeit und einen guten Übergang ins Jahr 2018, Euer Blogredakteuer Dennis Engel

 

Text: Liane Stephan

Bild: Liane Stephan & Shambhala Köln

Blog Redakteuer: Dennis Engel

 

Über Liane Stephan

Liane Stephan ist 60 Jahre alt. Sie ist Geschäftsführerin der Kalapa Academy und arbeitet als Unternehmensberaterin, um das Thema “Mindfulness” in die Unternehmen zu bringen. Seit 2005 ist sie Mitglied bei Shambhala Köln. Zuerst war sie lange Mitglied in der Gemeinschaft des Zenlehrers Thich Nhat Hanh, und ist dann durch Freunde und durch Bücher von Chögyam Trungpa Rinpoche, in die Shambhala Gemeinde gewechselt. Im Shambhala Zentrum Köln engagiert sie sich, indem sie bei Programmen als Helferin oder Koordinatorin, tätig ist.