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Frieden schaffen in schwierigen Zeiten

Von Jakob / 5.Oktober, 2017

Vom 15. September bis zum 17. September fand in Wien, organisiert von Shambhala Wien, eine Veranstaltung statt, bei der es um das Thema ging, wie man Frieden in der heutigen, sehr schwierigen Zeit schaffen kann. Sakyong Mipham Rinpoche war auch anwesend. Es gab viele Vorträge, Workshops und Austausch zu diesem Thema. Zu diesem Wochenende sind auch einige Personen aus dem Shambhala Köln Sangha nach Wien gereist, um daran teilzunehmen. Einer davon war Jakob. Er war so freundlich seine Eindrücke von diesem Wochenende zu schildern.

Jakob schreibt dazu:

„Frieden schaffen in schwierigen Zeiten“. So lautete der Titel eines Symposiums, das vom Shambhala-Zentrum Wien im Spätsommer 2017 veranstaltet wurde. Frieden schaffen angesichts der mannigfaltigen Herausforderungen, vor denen wir aktuell stehen. Herausforderungen politischer, gesellschaftlicher, sozialer, persönlicher Natur. Und dies in Zeiten, in denen immer mal wieder der Eindruck entsteht, dass all diese Hindernisse unüberwindbar scheinen, dass der Kollaps vorprogrammiert ist. Nur allzu gut passt es zum buddhistischen Kerngedanken, gerade in diesem Kontext einen Samen des Guten, des Zuträglichen zu sähen: Zuversicht kultivieren und schauen, was es zu tun gibt. Um ein paar Anregungen zu bieten, wurde der Frieden und seine Gegenkräfte während der zweieinhalb Tage aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Dies geschah in Form von Vorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen und im freien Austausch während der Pausen. Umrahmt wurde das Wochenende von einem Auftakt- und einem Abschlussvortrag von Sakyong Mipham Rinpoche, dem Linienhalter der Shambhala-Lehren. Während die unterschiedlichsten Themenbereiche ausgebreitet wurden, manifestierte sich zunehmend die Einsicht, dass es wohl kaum einen Bereich unseres gesellschaftlichen und privaten Lebens gibt, bei dem Frieden und Unfrieden keine Rolle spielen. Entsprechend fruchtbar war das Wochenende für die einzelnen Teilnehmer. Durch die persönliche Workshop-Auswahl bekam jeder die Möglichkeit, sich Anregungen für aktuelle Themenfelder zu holen: Gesellschaft, Soziales, Wirtschaft, Politik, Buddhismus, Meditation, Psychologie, Pädagogik u. v. m. Shambhala steht im direkten Bezug zum Begriff der „Erleuchteten Gesellschaft“. Auch, wenn versucht wird, die teils mythologischen Lehren so aufzubereiten, dass sie im alltäglichen Leben anwendbar sind, so bleibt es dann – so mein Eindruck – doch immer wieder mal ein wenig abstrakt, wie genau sich dies alles manifestieren soll. Manchmal erscheint es allzu verführerisch, die Lehren zwar gerne als Anregung für Teilaspekte des Lebens anzunehmen, jedoch nicht universell von ihrer Wirkkraft auszugehen. Diesbezüglich leistete das Symposium einen fantastisches Beitrag: Alle Workshops waren thematisch so gewählt, dass sie mit der Vision von Shambhala im Einklang standen. Gleichzeitig waren sie aber von einem unglaublichen Praxisbezug aus diversen Berufsfeldern durchdrungen. In praktischen Übungen konnten auch unmittelbar Erfahrungen mit den vorgestellten Themen gemacht werden. So wurde aus verschiedensten Blickwinkeln aufgezeigt, auf welche Weise konstruktiv an einer friedvollen, würdevollen, gesunden, wachen, „erleuchteten“ Gesellschaft mitgewirkt werden kann. Im Abschlussvortrag leitete Sakyong Mipham Rinpoche eine Kontemplation an, in der jeder Teilnehmer dazu eingeladen wurde, ein Bestreben zu formulieren: Was nehme ich von diesem Symposium mit? Was möchte ich erhalten oder weiter kultivieren? So besteht die Hoffnung, dass die Teilnehmer des Symposiums in guter Erinnerung halten, dass „Frieden schaffen“ möglich ist, ganz konkret, praktisch und jetzt.

Text: Jakob
Bild: Jakob, Peace Now Homepage (Shambhala Wien)
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Jakob Altenstein

Jakob ist vor 3 jahren über das Meditieren auf den Buddhismus gestoßen. Er ist Mitglied bei Shambhala Köln und engagiert sich seit mehreren Jahren im Meditationszentrum ehrenamtlich, z.B. beim Kochen für Programme oder bei alltäglicher Aufgaben, die im Meditationszentrum anfallen. Als
das Meditationszentrum 2018 an seinen neuen Standort umzog, brachte er
sich mit handwerklichen Tätigkeiten ein, um die Sanierungsarbeiten zu unerstützen.
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Rituale und Formen als Praxispfad

Von Gerlinde Pilgrimm/ 23. Juli, 2017

Heute widmet sich der Shambhala Köln Blog den vielen Ritualen und Formen, die es in der Shambhala Tradition gibt: von wie opfere ich ein Räucherstäbchen über das Rezitieren von Texten bis hin zu wie verhalte ich mich als Zeitgeber bei Meditationssitzungen. Dabei geht es nicht nur um die äußere Form und Haltung, sondern auch darum, welche innere Einstellung dabei verkörpert wird. Um mehr über die innere Haltung beim Praktizieren der Rituale und Formen zu erfahren, haben wir Gerlinde Pilgrimm gebeten, uns ein paar Worte dazu zu schreiben:

Das Leben ist eine Zeremonie und unsere innere Haltung bestimmt, wie wir Sie gestalten. Ist unsere innere Haltung eine freundliche, offene, und wertschätzende, so wird unsere Zeremonie ein Ausdruck davon sein. Ritual ist der Schlüssel zur erleuchteten Gesellschaft, sagt Sakyong Mipham Rinpoche – und dabei ist die Sichtweise entscheidend. Ritual ermöglicht eine energetische Verbindung zu der Kraft und Brillanz von grundlegender Gutheit, unserer Natur. Jeder Aspekt in unserem Leben kann ein Ausdruck von Wachheit und Gutheit sein – ohne diese Grundlage ist es leicht, lethargisch zu sein, oder auf Autopilot zu manövrieren, oder in persönlichem Ehrgeiz gefangen zu sein. Es ist sozusagen Meditation in Aktion. Wir üben Form als Teil unserer Meditation. Für einen Moment befreit uns die ritualisierte Choreografie davon, unser eigenes Ding machen zu müssen und wir können entspannen und einfach präsent sein, indem was wir sind und was wir tun. Das zieht Drala an, heilsame Energie. Die Art, wie wir uns in der Meditationshalle bewegen, die Kerzen anzünden oder uns vor unserer eigenen grundlegenden Gutheit und der der Anderen verbeugen, wirkt wie eine Brücke in unser waches Sein. Eine Lhasang verbindet uns mit der Magie der Elemente und das Rezitieren  mit unserem Herz. Sakyong Mipham Rinpoche betont die zentrale Bedeutung von Ritual in Shambhala mit einer eigens dafür gegründeten Akademie: seit 2013 trainieren besonders ‘Zeitgeber’ (umdze) und ‘Schreindiener’ (chöpon), und alle, die sich dafür interessieren,  in der Traditionslinie  unserer Rituale in Onlineprogrammen, in Wochenendklausuren und ganz einfach im gesellschaftlichem Leben unserer Zentren und in unseren persönlichen Haushalten.

Hiermit verabschiedet sich der Shambhala Köln Blog in die Sommerpause und ist Anfang September wieder mit neuen Blogartikeln für Euch da. Ich wünsche Euch allen einen inspirierenden und praxisreichen Sommer, wo auch immer Ihr den Sommer verbringt.

Euer Blogredakteuer, Dennis Engel

 

Text: Gerlinde Pilgrimm
Bild: Dennis Engel
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

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Die nächste Möglichkeit Rituale und Formen kennenzulernen und zu trainieren:
Datum:             Sonntag, 30. Juli 2017 (11:30 -16:00 Uhr)
Ort:                    Shambhala Zentrum in Köln
Anmeldung :    https://shambhala-koeln.de/calendar-details/?id=319124

 

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Über Gerlinde Pilgrimm

Gerlinde Pilgrimm ist 50 Jahre alt. Sie ist Ethnologin, Altamerikanistin und seit 1995 bei Shambhala. Durch Ihren Tai Chi Lehrer ist sie zur Meditation und zum Shambhala Buddhismus gekommen. Als Sie das 1. Meditationswochenende (Shambhala Training 1) gemacht hatte, war es um Sie geschehen. Direkt am Freitagabend dieses Wochenendes, wusste sie sofort das, das die Dimension ist, die Sie immer gesucht hatte. Sie ist Mitglied des Kölner Shambhala Zentrum Rates. Dort erledigt sie Vereinsangelegenheiten, plant Programme und sorgt dafür, dass das Shambhala Curriculum umgesetzt wird. Außerdem ist sie Koordinator, kocht für Programme und gibt am Donnerstagabend Meditationsanleitungen.

Kyudo – Meditation im Stehen

Von Alexandra Lampe/ 21. Juni, 2017

Anfang April feierte Shambhala Köln die Eröffnung des neuen Zentrums. In diesem Rahmen wurde auch meditatives Bogenschießen, Kyudo, vorgeführt. Kyudo ist eine Meditationsform im Stehen und wurde schon im alten Japan, als eine der höchsten Formen des Samuraitrainings praktiziert. Chögyam Trungpa Rinpoche war von den Prinzipien so inspiriert, dass es dazu kam, das Kyudo einen festen Platz in der Shambhala Tradition fand. Der Shambhala Köln Blog hat Alexandra Lampe (die auf der Eröffnungsfeier Kyudo vorführte) gefragt, was es für sie ganz persönlich bedeutet, Kyudo zu praktizieren.

Alexandra schreibt dazu:

Ich habe Kyudo angefangen und immer weiter praktiziert, durch alle Hoch und Tiefphasen der ganzen letzten Jahre: durch den Verlust unseres ersten Kindes in der frühen Schwangerschaft; während einer Japangruppenreise auf Einladung unseres Sensei Kanjuro Shibata XXI im Budocenter von Kyoto, mit den dortigen Hausfrauen und Studenten; einige Jahre immer, nachdem ich stundenlang auf dem Markt gejobbt hatte; während der beiden Schwangerschaften unserer Kinder; in Boulder bei Sendai Kanjuro Shibata XX während eines USA Urlaubs, mit Stillkind neben der Plattform; durch Konflikte innerhalb der Kyudo-Familie und einfach jeden Samstag, den ich in Münster verbringe und es mir möglich ist, zur Praxis zu gehen. Bei einer Zufriedenheits-Kontemplation wurde mir klar, dass Körper und Geist zu synchronisieren in hohem Maße Zufriedenheit einlädt. Das erlebe ich beim Kyudo. Es fühlt sich an wie -Nur das-. Als ich die ersten Belehrungen über Windpferd-Praxis bekommen habe, kam mir sofort in den Sinn: Das ist Kyudo für mich, das ist es, was mich bei meinen Lehrern so tief berührt. Kyudo bedeutet für mich auch, würdevoll mit der eigenen Kraft und den Elementen in Kontakt zu sein, ähnlich wie unter freiem Himmel zu schlafen, mit den Kindern auf dem Feuer zu kochen oder im Meer zu baden. Kyudo mit anderen gemeinsam zu praktizieren, ist in manchen Momenten besonders berührend für mich, es kann das -Nicht Getrennt Sein- erlebbar machen.

Text: Alexandra Lampe
Bild: Alexandra Lampe
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Alexandra Lampe

Sie ist 44 Jahre alt und beruflich Heilpraktikerin, Shiatsu- und Hypnotherapeutin. Den ersten Kontakt zum Shambhala Zentrum Köln hatte sie 2013, als Sakyong Mipham Rinpoche zu Besuch war. Das Buch vom Leben und vom Sterben von Sogyal Rinpoche hat sie als Jugendliche sehr berührt und zum ersten Mal mit tibetischem Buddhismus in Kontakt gebracht. Kyudo hat sie mit Anfang 20 begonnen und seitdem nicht wieder aufgehört. Kanjuro Shibata XX, ihr verstorbener Kyudolehrer, kam auf Einladung von Chögyam Trungpa Rinpoche nach Amerika. Durch ihn und später durch einen seiner ältesten Schüler, Sam West, war der Shambhala Pfad schon lange sehr lebendig für sie. Mit einigem Respekt und großer Dankbarkeit ist sie jetzt bei Shambhala Köln angekommen und gelandet. Sie lebt in Münster, aber versucht, so oft es mit Familie und Beruf  vereinbar ist, in Köln zu sein. Sie engagiert sich im Kölner Shambhala Zentrum als Programmkoordinatorin oder Helferin.

 

Kado – der Weg der Blumen

Von Marius Soutier/ 6. Juni, 2017

Ende Mai fand im Kölner Shambhala Zentrum ein Kado Programm mit der wunderbaren Lehrerin Dagmar Waldau statt. Kado ist eine von vielen kontemplativen Kunstformen im Shambhala Buddhismus. Es gab viele interessierte Teilnehmer bei diesem Programm. Einer davon war Marius Soutier. Der Shambhala Köln Blog bat ihn, uns seine persönlichen Erfahrungen zu schildern, die er an diesem Kado Wochenende machen durfte.

Marius schreibt dazu:

“Bist du überheblich, so drückt der Himmel dich zurück auf den Boden; bist du zu zaghaft, so richtet die Erde dich auf.” – Chögyam Trunpa Rinpoche

 

Es geht los mit der Grundform aufrecht links. Dabei befindet sich der Kenzan – wörtlich Schwertberg, also der Blumenigel, in den die Blumen gesteckt werden – links in der Schale. Ob man links oder rechts wählt, hängt dabei von der Form der verwendeten Pflanzen ab. Grundlage der Ausrichtung der Blumen ist ein im Dharma Art öfters wiederzutreffendes Prinzip, der Weg der Natur, bestehend aus Himmel (Symbol für alle hohen Ideale, Grenzenlosigkeit, Heiligkeit), Erde (Symbol des Greifbaren und Nährboden, der das Leben trägt und fördert), sowie Mensch (verbindendes Element, lebt in Harmonie mit beiden). Vom Himmel fällt der Regen auf die Erde, die der Mensch dann formt und kultiviert. Wie bei jeder aktiven Meditation gilt, dass die Regeln einen Rahmen bieten, an dem man sich orientiert. Sie dienen als Hilfsmittel um die eigene Achtsamkeit zu entwickeln. Ich bekomme unmittelbar Rückmeldung, wenn meine Aufmerksamkeit abschweift und ich beispielsweise von einer Blume zu viel abschneide. Ich darf diesen “Fehler“ sanft bemerken, bleibe freundlich mit mir, und kehre neugierig in den gegenwärtigen Augenblick zurück, um zu entdecken, was ich nun mit der zu kurz geratenen Blume anstellen werde. Jeder Teilnehmer sucht sich eine Schale und einen Igel aus, und bereitet seinen Arbeitsplatz mit Schere, Vase, Wasserbehälter und Geschirrtüchern vor. Das Kado-Buch dient als Gedächtnisstütze, um die Pflanzen korrekt anzuordnen. Die Blumenauswahl (das Material) besteht an diesem Tag aus Lupinen, Lederfarn, und Limonium (die drei L sind angeblich Zufall). Heute bin ich noch ein wenig zögerlich. Das spiegelt sich auch direkt in meinem Gesteck wider – eine minimalistische Variante, die neben Himmel, Erde, Mensch nur ein einzelnes Limonium als Helfer verwendet. Auch das ist ein Aspekt von Kado, dass ich meine tagesaktuelle Stimmung von meinem Gesteck 1:1 ablesen kann. Am zweiten Tag geht es mit der Grundform aufrecht rechts weiter. Der Kenzan befindet sich also rechts in der Schale und Himmel, Erde, Mensch werden spiegelverkehrt zum Vortag ausgerichtet. Heute bin ich mutiger und wähle eine große, farbige Schale. Freesien dienen als Himmel und Mensch, und ich schneide eine weitere und bringe sie relativ tief unterm Himmel an. Hostablatt bildet die Erde, die ich ebenfalls durch ein zweites, leicht andersfarbiges Blatt verstärke. Nun nutze ich sogar noch abgehende Zweige der Freesien als Helfer und fülle den Boden mit Frauenmantel. Ein deutlicher Unterschied zum Vortag! Beeindruckend ist, dass alle Teilnehmer mit dem gleichen Material arbeiten, doch jeder ein unterschiedliches, individuelles Gesteck aufbaut. Zum Schluss lernen wir noch, wie ein Gesteck abgebaut und die Überreste respektvoll entsorgt werden. Die Gestecke selbst halten noch ein paar Tage. Damit ist der erste Schritt auf dem “Kado – der Weg der Blumen” gemeistert.

 

Text: Marius Soutier
Bild: Marius Soutier
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Marius Soutier

Marius Soutier hat 2016 den Weg zum Shambhala Köln Zentrum gefunden. Am Anfang wollte er nur meditieren und war oft zu den offenen Meditationsabenden am Donnerstag im Zentrum. Anne von der Eltz hat ihm dann, den Kurs “Zufriedenheit im Alltag” empfohlen. Durch diesen Kurs und viele andere Kurse, die er besucht hat, hat er angefangen, sich mit dem Weg der Shambhala Kriegerschaft zu beschäftigen. Er interessiert sich besonders für aktive Meditation.

Kasung – Meditation in Aktion

Von Michaele Sonderfeld/ 18. Mai, 2017

Der heutige Shambhala Köln Blogartikel handelt von der Kasung Praxis. Wer sind die Menschen, die bei größeren Programmen mit Sakko gekleidet und Schuhe angezogen, im Schreinraum auf einem Stuhl oder vor dem Lehrer auf dem Kissen sitzen? Was hat es damit auf sich, dass im Shambhala Landzentrum Dechen Chöling in Frankreich auch Menschen in Uniform rumlaufen? Was hat das Ganze mit spirituelle Praxis zu tun?

Um diese Fragen zu beantworten baten wir Michaele Sonderfeld, aus dem Kölner Shambhala Zentrum, etwas dazu zu schreiben:

Seit ich 1988 zum ersten mal Kasung in Uniform sah, war ich hin und her gerissen zwischen der Ablehnung des militärischen Aussehens und der gleichzeitigen Anziehung zu dieser Praxis. Kasung heißt Dharmabeschützer, also Beschützer der Lehren. Unsere Waffe ist die Freundlichkeit. Wir arbeiten mit unseren eigenen Irritationen, Hindernissen und denen der anderen Mitglieder oder Besucher. Im Rahmen von Shambhala gehören die erleuchteten Beschützer zur erleuchteten Gesellschaft. Dazu gehört natürlich, den geschützten Rahmen für die Programme und auch für die Lehrer und Lehrerinnen zu schaffen, sowie auch die dafür entsprechende Umgebung zu sichern und ebenso hilfreich für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen da zu sein. Meine Praxis als Kasung ist eine sehr schöne Möglichkeit, auf meinem Weg weiter zu gehen und dem Sakyong und dem Sangha Unterstützung zu bieten und mich dabei weiter zu entwickeln. Wir arbeiten sehr intensiv mit unseren eigenen Geisteszuständen und brauchen für unsere Praxis eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Uniform soll unsere Rolle für uns und die anderen deutlich machen und ist zudem eine Provokation, seine Gewohnheitsdenkmuster zu hinterfragen und neu zu belegen. Es gibt spezielle Programme für Kasung, die Lehren und Übungen für diesen Weg bereithalten. Für mich gibt es keine Trennung zwischen den anderen Shambhalaaktivitäten, der Kasungpraxis und meinem sonstigen Leben. Vor 3 Jahren wurde ich zum Rusung ernannt. Rusung bedeutet Areaprotector, also Beschützer der Gegend, d. h. für das Zentrum Köln. Meine Aufgabe ist es, die Sicherheit und auch das Wohlergehen der Sanghamitglieder im Auge zu haben, die Kölner Kasung zu organisieren für gemeinsame Praxis und organisatorische Treffen, in denen z.B. auch die Kasungbegleitung für bestimmte Programme geplant wird.

Text: Michaele Sonderfeld
Bild: Shambhala Köln & Michaele Sonderfeld
Blog Redakteur: Dennis Engel


Wenn du mehr über die Kasung Praxis erfahren und sie praktizieren und üben möchtest, dann gibt es Ende Mai die Gelegenheit dazu:

“Kasung – Protecting the Teachings”

Datum: 26.Mai – 28. Mai 2017

Ort: Shambhala Zentrum, Genter Str. 25, Köln

Anmeldung: https://shambhala-koeln.de/calendar-details/?id=303344

– Das Programm ist offen für alle –

 

Über Michaele Sonderfeld

Michaele Sonderfeld ist von Beruf Lehrerin. Den ersten Kontakt mit dem Shambhala Buddhismus hatte sie 1988. Seit 2004 ist sie Mitglied bei Shambhala Köln. Durch ihren Mann, der damals Kontakt mit der Karma Kagyü Linie hatte, fühlte sich ihre Freundin ermuntert, sie nach Boulder in ein Shambhala Zentrum einzuladen. 2002 wurde sie von ihrer Freundin wieder motiviert, mit ihrem Sohn und mit ihrer Familie zum Familycamp in Dechen Chöling mitzukommen. Danach war ihr klar, dass der Shambhala Buddhismus ihre spirituelle Heimat ist. Im Shambhala Zentrum Köln engagiert sie sich, indem sie Programme koordiniert, als Meditationsanweiserin oder als Kasung tätig ist. Sie ist Mitglied im Rat des Kölner Zentrums, da sie die Position Rusung (Regionsbeschützerin) ausübt.

Auf der Suche der Weisheits-Kraft von Gesellschaft – Teil 2

Von Sabine Rolf / 4. Mai, 2017

 

Heute gibt es den 2. Teil aus der Shambhala Köln Blogserie “Auf der Suche der Weisheitskraft von Gesellschaft” von Sabine Rolf. Acharya Sabine Rolf untersucht in dieser Reihe, wo uns die Kräfte des Zusammenlebens formen und wie wir durch eigene Wachheit dazu beitragen können, in unserer direkten Umgebung Weisheit und Mitgefühl in uns selbst und im Umgang mit anderen zu erwecken. Die Shambhala-Tradition der Sichtweise von Grundlegender Gutheit besagt, dass uns als Menschen auf fundamentale Weise Weisheit und Freundlichkeit innewohnt. Diese Sicht lädt uns ein, uns und unser Leben wach und erfüllt zu erleben. Zentrale Bedeutung kommt dabei der Meditation zu, als Übung, in der wir direkt und praktisch Kontakt machen können zur eigenen Erfahrung dieser Gutheit. Als Shambhalianer verstehen wir uns ausdrücklich als Teil von Gesellschaft; wir versuchen nicht, unsere alltägliche weltliche Erfahrung von unserem spirituellen Pfad zu trennen.

 

Im 2. Teil geht es heute um das Thema “Arbeit und Beruf” und Acharya Sabine Rolf schreibt dazu:

 

“Arbeit und Beruf”

Im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten ist das Arbeitsleben heute hochkomplex und sehr vielgestaltig – wahrscheinlich gab es noch nie so viele Berufe und Bereiche wie heute, in denen die Menschen beschäftigt sind. Unser Berufsleben beansprucht einen massiven Anteil unserer Lebenszeit und -energie. Der Bereich von Arbeit und Beruf ist verbunden mit der Notwendigkeit des Einzelnen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, als auch mit dem Wunsch, seinen Platz einzunehmen, im eigenen Leben und in der Gesellschaft. Gleich ob vor 500 Jahren oder heute, ob wir lohnabhängig oder selbstständig arbeiten, im Freien oder drinnen, körperlich oder geistig, allen Arbeitsplätzen ist es gemein, dass wir unsere Arbeit in einem Netzwerk anderer Arbeitsleistungen erbringen, die vor, um und nach uns erbracht werden. Die Arbeitswelt ist Ausdruck einer gigantischen Leistung des Menschen, seine Umwelt in seinem Sinne zu ‚schaffen’. In dieser Welt spielt das Thema Macht eine gewaltige Rolle. Die Weisheitsenergie der Arbeit drückt sich darin aus, im Miteinander Dinge zu bewerkstelligen, Neues zu entwickeln und voran zu bringen. Aus der Aktivität entstehen Team-Geist und Verantwortung, Selbstverwirklichung und Wohlstand. Wir handeln aus dem Verständnis unserer Verbundenheit und nach der Überzeugung ‚Mehr für Dich ist auch mehr für Mich’. Einzelkämpfertum und Kontrolle, bzw. Techniken zur Vermeidung von Unsicherheit, sind der verwirrte Zugang zu dieser Welt. Wirtschaft, die ohne Ende Wachstum fordert, diktiert Steuerungsprinzipien von Profit, Effizienz und Wettbewerb. Die (unhinterfragte) Angst ‚nicht zu genügen’, treibt uns in Zeitdruck, Aggression und Stress. Eng getaktete Arbeitstage, dominante Hierarchien und Humorlosigkeit sind keine Anzeichen des Erlebens einer befriedigenden Arbeitswelt. Das verwirrte Verständnis gesellschaftlicher Schaffenskraft verliert die Sicht auf Gemeinwohl und Verbundenheit und ist geprägt von Ungerechtigkeit in der Verteilung des Wohlstandes. Lebenswege als ‚Gewinner’ oder ‚Verlierer’ sind damit bereits für Kinder vorgegeben. Die Gier nach Profit und damit einhergehende Verantwortungslosigkeit und Ignoranz führen zu Ausbeutung unseres eigenen Planeten und des Lebens darauf.
Wie erschließen wir uns persönlich in diesem scheinbar unwirtlichen Feld die Möglichkeit, im Sinne einer ‚Berufung’ zu arbeiten, im Einklang mit dem, was wir gut können und zu bieten haben? Wie laden wir Werte wie bedeutsame Zusammenarbeit, soziale und umweltgerechte Verantwortlichkeit, Selbstbestimmung und Menschlichkeit in unsere Berufswelt ein? Wie können wir unsere Kinder ermutigen, sich in der Arbeit mit Anderen selbst zu vertrauen? Wir erfahren die tiefe Kraft der Verbundenheit mit uns selbst und unserer Umwelt, wenn wir die Gelegenheit haben, den Strom der Getriebenheit zu unterbrechen, wenn wir direkt untersuchen können, welchen Einfluss wir auch auf unsere Welt haben, aufgrund dieser Verbundenheit. Die Übung von Meditation bereitet den Boden für Achtsamkeit, das Auftauchen ins ‚Jetzt’. Das üben wir auf dem Kissen für den Alltag. Zum Beispiel können wir wach werden für das Narrativ, mit dem wir uns selber vom ‚Mehr für Mich ist weniger für Dich’ überzeugen. Wir können für zeitweilige Unterbrechungen dieses Narrativs sorgen, für uns selbst und im direkten Zusammenhang unserer Erwerbswelt. Inmitten eines anstrengenden Meetings einige Atemzüge bewusst zu erleben, kann unser Herz und unser Denken weit werden lassen; ein Raum entsteht, in dem Mitgefühl und wahre Kommunikation natürlich auftauchen können. Wir können es zu unserem ‚Unternehmen’ machen, unseren Mitstreitern direkte Freundlichkeit und Wertschätzung zu zeigen. Unterbrechungen von beruflicher Dynamik und Effizienz zu erschließen heißt vielleicht auch, sich immer mal wieder längere Auszeiten zu nehmen, für Kontemplation und tiefere Innenschau, über den ‚Tellerrand’ hinaus: Wie gefällt mir mein gegenwärtiges Berufsleben eigentlich wirklich?
Last, but not least: Lasst uns im Alltag den Humor als ein geschicktes Mittel erkennen und kultivieren – als etwas, das die scheinbare Festigkeit der herrschenden Ellbogen-Mentalität unterbricht (siehe: Toni Erdmann)!

Text: Sabine Rolf

Bild: Hiltrud Enders (Miksang Lehrerin)

Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Sabine Rolf

Sabine Rolf ist 56 Jahre alt. Sie ist Germanistin und Philosophien und arbeitete in Leitungsteams von Bildungsträgern im Umweltbereich- und der Erwachsenenbildung. Sie ist Acharya in der Shambhala-Linie und lehrt europaweit zu Themen des Buddhismus, Shambhala und der Kontemplativen Psychologie, sowie Seminare zur achtsamen Kommunikation. Seit 1990 ist sie Shambhala Buddhistin. Als Kind liebte sie schon Geschichten von Jesus Christus und anderen Heiligen. Dann als Erwachsene weiter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, blieben ihre Fragen zunächst jedoch im Philosophie- und Literaturstudium unbeantwortet. Als sie dann im Januar 1990 zufällig ein Shambhala 1 Wochenende in Hamburg besuchte, wusste sie, hier ist das was sie suchte. Nachdem sie viele Jahre in Köln wohnte, lebt sie nun in Ostwestfalen. Sie besucht das Kölner Shambhala Zentrum immer noch gerne und regelmäßig, um dort Seminare und die Lehrerjahresgruppe zu unterrichten.