Gespräch mit Acharya David Schneider

 

David Schneider / 23.August, 2016

Heute wird im neuen Posting des Shambhala Köln Blogs eine neue Rubrik eingeführt. In regelmäßigen Abständen wird es hier Gespräche rund um das Thema “Shambhala Dharma” geben. Diesmal haben wir ein Gespräch mit Acharya David Schneider geführt, indem wir ihn zu seinem bevorstehenden Dharma Art Workshop „Shambhala Haushalt“ befragt haben.

 

1. Wie lange unterrichtest du schon Dharma Art?

Also ich unterrichte schon mindestens 20 Jahre Dharma Art. Es gibt ein offizielles Dharma Art Curriculum mit mehreren Programmstufen im Shambhala Buddhismus und ich erinnere mich daran, dass ich beim ersten Dharma Art Lehrertraining in Europa mit Steven Saitzyk in Paris 1996/97 in Paris teilgenommen habe. Ich wurde zu diesem Programm eingeladen, weil ich schon über Kunst, Dharma, Kalligraphie und solche Themen gelehrt habe. Am Ende dieses Programms bin ich ermächtigt worden, sodass ich alle Dharma Art Stufen lehren konnte. Das Curriculum von Steven Saitzyk war ziemlich kontrovers. Es gab viele Shambhala Art Lehrer wie z.b. Arawana Hayashi, Steve Clorfeine und verschiedene Leute und trotzdem ist dieses Programm geblieben und es funktioniert.
Das Programm, das ich jetzt im September unterrichte, ist nicht Teil dieses Curriculums, obwohl es Parallellen gibt. Es ist halt nur ein wenig anders, so mehr wie ein Workshop, der unabhängig ist von den Reihen dieser Dharma Art Stufen.

2. Was hat dich dazu bewegt genau dieses Programm/diese Form im September in Köln anzubieten?

Weil ich von Shambhala Köln gefragt wurde, ob ich ein Shambhala Art Programm lehren möchte. Ich werde bei diesem Programm keinen festen Tagesablauf und Zeitplan verfolgen, weil es für mich so tausendmal besser funktioniert. Es ergibt am meisten Sinn, wenn wir als Gruppe Übungen machen. Wir werden verschiedene Übungen machen und dann sprechen wir darüber und teilen, was unsere Erfahrungen dabei waren. Daraus entwickeln sich dann die Belehrungen. Die Belehrungen kommen nicht nur von mir, sondern aus den Übungen und aus der Weisheit der Gruppe.
Manche Übungen sind für mich mit den Jahren stärker geworden und haben eine tiefe Wirkung. Sie sind sehr einfach, und wir werden viel darin entdecken, weil die Dharma Art Belehrungen aus der Erfahrung des Moments kommen. Es sind tiefgründige Übungen.
Dazu habe ich noch bestimmte Objekte in den Workshop mit reingenommen. So hat Chögyam Trungpa Rinpoche seine Programme auch immer unterrichtet. Wir werden in dem Workshop relativ einfach anfangen und dann komplizierter werden. Obwohl kompliziert ist nicht das richtige Wort, es müsste besser heißen sie werden immer weiterentwickelter.
Ein anderer Teil des Workshops wird von Schreiben und Handschrift handeln. Es ist etwas, das ich selber seit Jahren mache. Ich schreibe jeden Tag Tagebuch oder besser gesagt ein Journal mit der Hand. Letztes Jahr habe ich die Übung mit dem Schreiben als so eine Art Pilot Programm in London ausprobiert. Wir haben einen Morgen geschrieben und es war sehr leicht, und die Leute haben das sehr gemocht. Da habe ich gemerkt, dass ein Morgen nicht ausreicht. Wir hätten noch länger schreiben und auch mehr darüber diskutieren können. Es wurde nur geschrieben, und wir hatten keine Zeit das Geschriebene vorzulesen. Ich habe das mit dem Schreiben dann noch mal im Juni bei einem Programm in Kalifornien ausprobiert und es war auch sehr reich an Erfahrungen. Es gab dabei viele interessante Dinge, die wir entdeckt haben und die Leute wollten mehr. Und so ist in mir die Idee entstanden, dass wir dieser Schreibübung einen ganzen Tag widmen können.
Diese Art und Weise etwas mit der Hand zu schreiben, geht ja langsam verloren. Fast keiner schreibt mehr mit der Hand. Die jungen Leute aber auch die Erwachsenden „texten“ nur noch über das Smartphone oder den Computer. Das ist ein Verlust, denn die Handschrift ist eine 1000 Jahre alte Kunst. Und wenn etwas so schnell verschwindet, ohne dass wir schauen was wir dadurch verlieren, ist das sehr schade. In anderen Kulturen wie z. B. in Asien oder auch im Allgemeinen ist das Schreiben mit der Hand verbunden mit dem Charakter eines Menschen. Man kann also an der Handschrift sehen, wie sich jemand verhält oder benimmt. Und wenn wir das ohne darüber nachzudenken einfach wegschmeißen, ist das wirklich sehr schade.

3. Was begeistert dich persönlich an Dharma Art?

Da gibt es ganz Verschiedenes. Ich war selber Kalligraf und habe auch immer versucht Schriftsteller zu sein. Die letzte große Welle oder Bewegung von Chögyam Trungpa Rinpoche waren seine Dharma Art Belehrungen. Er hat Kunstinstallationen gemacht. Eigentlich weiß ich  nicht genau, ob es das Letzte war was er gemacht hat. Aber vor Publikum war es das Letzte, am Ende seines Lebens, dass er Dharma Art Installationen präsentiert hat. Ich fand sie sehr interessant, weil das eine große Art und Weise war, eine Atmosphäre zu kreieren, wo Dharma von alleine zu spüren ist. Wenn Trunpga Rinpoche gefragt wurde, warum wir Dharma Art machen, hat er gesagt: „Mit Dharma Art schaffen wir erleuchtete Gesellschaft.“

4. Hattest du mit Chögyam Trungpa Rinpoche oder mit Sakyong Mipham Rinpoche ein gemeinsames Dharma Art Erlebnis?  

Ich habe Dharma Art Programme mit Sakyong Mipham Rinpoche zusammen gemacht und von Chögyam Trungpa Rinpoche Aufzeichnungen gesehen über Dharma Art und Kado. Trungpa Rinpoche hat mehrere Theaterstücke geschrieben, wovon ich mir eins in den USA angeschaut habe. Das Stück handelte vom Herz-Sutra und ich saß dabei im Publikum. Mit Sakyong Rinpoche habe ich mal bei einem Theaterstück mitgemacht, das er geschrieben hat. In diesem Stück spielte ich einen Mönch, was sehr lustig war.

5. Würdest du sagen, dass Dharma Art und Kunst mit dem Shambhala Buddhismus sehr in Zusammenhang stehen?

Ja auf jeden Fall. Es geht um die Sinneswahrnehmungen, die Teil unseres Geistes sind. Das ist Abhidharma, das ist die buddhistische Sichtweise von Geist. Wenn man meditiert, sind die Sinneswahrnehmungen ja auch da. Daher hat jede  buddhistische Schule auch bestimmte Entscheidungen getroffen: Farben für die Roben, Farben für die Kissen, Temperatur für den Schreinraum, was für Räucherstäbchen oder keine Räucherstäbchen oder so was. Diese vielen kleinen Entscheidungen für die Sinneswahrnehmungen in einem Kloster oder auch in unserem Alltag gehören eigentlich zu Dharma Art.
Daher bestimmt Dharma Art viele Dinge: Warum sind unsere Zafus nicht mehr rot und gelb? Warum sind unsere Kissen nicht schwarz und rund? Warum tragen wir keine Roben? Was haben wir für Thangkas? Was haben wir für Banner an der Wand? Genau das ist die Frage von Kunst. Die Art und Weise wie man einen Raum einrichtet und wie und warum man Entscheidungen trifft, das ist Kunst.
Die Installationen, die Trungpa Rinpoche gezeigt hat, das waren Beispiele von Zimmern bzw. Räumen, die beeinflusst waren von kontemplativer Kunst. Was machen wir mit unseren Wohnungen? Wie richten wir diese ein? Darum gibt Sakyong Mipham Rinpoche auch viele Belehrungen über Haushalt und wie wir diesen gestalten.

 

(Das Interview für den Shambhala Köln Blog führte Dennis Engel mit Acharya David Schneider)

 

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Der kommende Workshop: “Dharma Art – Shambhala Haushalt”
Datum:             Freitag, 30. September 2016 (19:00 -21:30) – Sonntag, 2. Oktober 2016 (09:00 -16:00)
Ort:                    Shambhala Zentrum in Köln
Anmeldung:    Über die Website möglich

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Interview: David Schneider / Dennis Engel

Bild: Friederich Mayer

Blog Redakteur: Dennis Engel

Über Acharya David Schneider

 

David_SchneiderDavid Schneider ist geboren in Louisville/Kentucky, begann 1971 unter der Leitung von Shunryu Suzuki Roshi und Richard Baker Roshi Zen zu studieren. 1985 wurde er Schüler von Trungpa Rinpoche. Sakyong Mipham Rinpoche bat ihn 1995 den weiteren Aufbau von Shambhala Europa zu unterstützen. Er hat viel für den Wandel und Aufbau von Shambhala Europa bewirkt, z. B. den Umzug der Administration von Marburg nach Köln. Acharya Schneider studierte Kalligraphie, stellt auf Kunstausstellungen aus und lässt dies zum Bestandteil von Shambhala Art Programmen werden. Er ist Vater einer Tochter, lebt in Köln und ist Autor mehrerer Bücher.