Inspiration für den Alltag

Von Dennis Engel / 20.Februar , 2017

Heute geht es in der Rubrik „Inspiration für den Alltag“ um das Thema Humor und warum wir ihn nicht verlieren sollten.

 

Sinn für Humor

Da ist es nun das Jahr 2017. Die Welt befindet sich weiter in einem angespannten und ernsthaften Zustand. Sie ist in diesem Jahr um eine Person erweitert worden: Donald Trump. Letztens las ich, das durch den Amtsantritt von Donald Trump, sich das Buch „1984“ wieder sehr stark verkauft. Ein Buch, das davon handelt, wie es in einem totalitären Staat aussieht. Das hört sich für mich nicht gerade sehr optimistisch an. Mich persönlich hat das Jahr 2016 ordentlich durchgerüttelt und ich wünsche mir für das neue Jahr 2017, mehr Leichtigkeit und Humor. Aber darf man das in dieser Zeit haben? Die Dinge mit mehr Freude, Humor und Leichtigkeit nehmen? Oder muss alles sehr erdrückend und ernst sein, weil es in der Welt zur Zeit diese Spannungen gibt? Diese Fragen haben mich mal wieder inspiriert zu schauen, was die Shambhala Lehren bzw. Shambhala Lehrer zu Thema „Humor“ sagen. Dazu fand ich folgende Ausführungen von Chögyam Trungpa Rinpoche:

 

Sinn für Humor bedeutet, die beiden Pole einer Situation von oben, wie bei einer Luftannahme, zu sehen. Hier ist das Gute, dort das Böse – beides nehmen wir wie in einem Rundblick aus einer gewissen Höhe war. Dann merken wir langsam, daß diese kleinen Menschen dort unten auf der Erde, die sich gegenseitig töten oder lieben, wirklich sehr klein und unbedeutend sind, und wir erkennen den ironischen Aspekt ihres Gehabes, wenn sie viel Aufhebens von ihrem Krieg oder ihrer Liebe machen. Wenn wir sehr angestrengt versuchen, etwas ganz Gewaltiges und Bedeutungsvolles zu schaffen – „Ich bin wirklich auf der Suche, ich will wirklich gegen meine Fehler ankämpfen“ oder „Ich bemühe mich wirklich darum, gut zu sein.“ – , dann verliert dieser Ansatz seine Ernsthaftigkeit, wird zu einem Papiertiger und kann nur noch ironisch gesehen werden. Sinn für Humor scheint aus einer alles-durchdringenden Freude zu entstehen, die Raum genug hat, sich zu einer völlig offenen Situation auszudehnen, weil sie nicht in einen Kampf zwischen „diesem“ und „jenem“ verstrickt ist. Freude entwickelt sich zu der übergreifenden Erfahrung, den gesamten Bereich in seiner Offenheit wahrzunehmen oder zu spüren. Diese offene Situation weist kein Anzeichen von Begrenzung, von erzwungener Förmlichkeit auf.

aus: „Spirituellen Materialismus durchschneiden“ von Chögyam Trungpa Rinpoche (erschienen im “Theseus Verlag”)

Die Beschreibung von Trungpa Rinpoche über den Sinn für Humor zeigt mir nochmal ganz deutlich, das ich trotz der Herausforderungen die das Leben mit sich bringt, nicht den Kontakt zur Offenheit in meinen alltäglichen Situationen verlieren darf. Schaffe ich es, nicht immer sofort auf eine Situation zu reagieren, sondern einen Moment innezuhalten und ein wenig Raum entstehen zu lassen, kann Humor entstehen. Plötzlich bemerke ich wie ernst ich alles genommen habe und kann über mich selber oder die Situation lachen. Ich kann auch sehen, das es anderen Menschen genauso geht und so mehr Freundlichkeit und Verständnis für sie entwickeln. Doch nicht immer ist es leicht, genau so zu reagieren und offen zu bleiben, weil die Gewohnheitsmuster einfach stärker sind. Durch den Shambhala Pfad habe ich jedoch viele Wege und geschickte Mittel kennengelernt, die mir immer wieder die Möglichkeit geben, mich in diesen unvoreingenommen, humorvollen Raum zu begeben. Indem ich immer wieder übe, freundlich mit mir zu sein und genau hier in diesem Moment zu bleiben, auch wenn er schmerzhaft, verwirrend oder unangenehm ist, kann ich die Gewohnheitsmuster immer mehr aufweichen. Genau das will ich auch im Jahr 2017 immer wieder tun, damit ich mithelfen kann, das die Welt ein offener und neugieriger Ort bleibt.

 

Ich wünsche Euch viel Inspiration beim Kontemplieren und Nachspüren dieses Themas und habt einen guten Wochenstart. Euer Dennis Engel vom Shambhala Blog Köln.

 

 

Text: Dennis Engel / Chögyam Trungpa Rinpoche
Bild:  Dennis Engel
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Dennis Engel

Dennis Engel ist 43 Jahre alt. Er ist Kundenbetreuer im Mobilfunkbereich und unterrichtet freiberuflich Meditation und Qi Gong. Seit 2008 ist er Mitglied bei Shambhala und durch Bücher von Pema Chödrön zum Shambhala Buddhismus gekommen. Er ist in der Kölner Shambhala Sangha als Meditationsunterweiser und Koordinator von Programmen aktiv und außerdem Teilnehmer der Lehrertraining Jahresgruppe und Redakteur des Shambhala Köln Blog.