Inspiration für den Alltag

 

Von Dennis Engel / 6. November, 2016
Heute geht es in der Rubrik „Inspiration für den Alltag“ darum, wie hilfreich es ist eine Gruppe zu haben, in der man gemeinsam Achtsamkeit, Bewusstheit und Offenheit in einem geschützten Umfeld üben kann.

 

Der Sangha

Im Zentrum des klassischen Buddhismus stehen die 3 Juwelen. Da ist das 1. Juwel der Buddha oder ganz einfach ein Mensch der es geschafft hat, aufzuwachen und so Erleuchtung erlangt hat und dieses Wissen als Lehrer weitergegeben hat. Das 2. Juwel ist der Dharma, die Belehrungen des Buddhismus, die Prinzipien oder eine Lebensweise, die uns aufzeigen und uns helfen sollen, wie wir uns aus leidvollen Gewohnheitsmustern befreien können, um so mit Realität in Kontakt zu kommen. Das letzte und 3. Juwel ist der Sangha, die Gemeinschaft von Menschen, die zusammen üben den Dharma zu verkörpern oder anders ausgedrückt, die üben wie man im Herzen und im Geist offenbleibt, um so mit Freundlichkeit und Wärme miteinander umzugehen. Sehr häufig wird der Sangha auch als spirituelle Familie bezeichnet. Im Shambhala Budddhismus ist unserer Lehrer Sakyong Mipham Rinpoche. Er unterrichtet und verkörpert den Dharma oder besser gesagt die Shambhala Lehren. Der Sangha sind die Menschen, die in einem Shambhala Zentrum oder einer Shambhala Gruppe üben, wie man die Shambhala Belehrungen bzw. Prinzipien persönlich und in einer Gruppe umsetzen kann, um sie so in den Alltag zu integrieren. Dies ist nur eine ganz einfache und simple Darstellung der 3 Juwelen von mir. In dem Buch “The Path of Individual Liberation”, eine Sammlung von Belehrungen Chögyam Trungpa Rinpoche, kann man im Kapitel “Reflecting on the Three Jewels” noch viel tiefer in das Thema der 3 Juwelen einsteigen. Das Buch ist zurzeit nur in englischer Sprache erhält.

Als ich vor gut 13 Jahren anfing mich für den Buddhismus zu interessieren, konnte ich mit den ersten beiden Juwelen sofort etwas anfangen. Mir war klar, dass ich einen Lehrer oder auch ein Vorbild brauche, an dem ich mich orientieren kann, um eine andere Lebensweise zu kultivieren. Mir war auch klar, wenn ich eine neue Lebensweise umsetzen möchte, ich einen Weg oder Prinzipien dafür benötige. Ich hatte aber immer Schwierigkeiten mit dem 3. Juwel, der Sangha – also der Gemeinschaft, der Gruppe. Warum brauche ich andere Menschen, um mich persönlich weiterzuentwickeln? Genau zu dieser Frage habe ich vor kurzen ein paar wundervolle Worte von Pema Chödrön gefunden, die wie ich finde gut beschreiben, warum eine Sangha so hilfreich ist:

Wenn wir in einer Familie leben, in der alle Mitglieder sich verpflichtet haben, ihre Rüstung abzulegen, dann können wir uns durch das Feedback, das wir einander geben, und die Freundlichkeit, die wir einander entgegenbringen, sehr dabei helfen zu lernen, wie man das macht. Wenn sich jemand selbst bemitleidet und beginnt, im Selbstmitleid zu schwelgen, dann sagen die Leute normalerweise zu ihr: „Ach, du armes Ding“ oder „Verflixt noch mal, reiß dich zusammen.” Aber wenn man selbst dazu entschlossen ist, die Rüstung abzulegen, und weiß, daß der andere es auch ist, dann kann man diesem Menschen tätsächlich das Geschenk des Dharmas machen. Mit großer Freundlichkeit und Liebe und aus eigener Erfahrung in dem Wissen um das, was möglich ist, geben Sie diesem Menschen die Weisheit, die Ihnen vielleicht erst gestern jemand anderer gegeben hat, als Sie am Boden waren. Sie ermutigen die Person, nicht auf das Selbstmitleid hereinzufallen, sondern zu erkennen, daß es eine Gelegenheit zum Wachsen ist und jedermann durch solche Erfahrungen geht.

aus: „Die Weisheit der Ausweglosigkeit“ von Pema Chödrön  (erschienen im „Arbor“ Verlag)

Ich habe ein wenig gebraucht die Gemeinschaft, den Sangha wertzuschätzen und habe auch immer wieder meine Reibungspunkte damit. Doch ohne Menschen, die mir auf mitfühlende und freundliche Art und Weise Rückmeldung geben, hätte ich mich niemals weiterentwickeln und wachsen können. Es wird im Shambhala Buddhismus immer davon gesprochen, das wir eine Gesellschaft, eine erwachte Gesellschaft schaffen wollen. Und hierfür ist es nicht nur wichtig alleine ein anderes Verhalten zu üben, sondern auch zusammen zu lernen, wie man verständnisvoll, freundlich und mit Mitgefühl miteinander umgeht. Dann ist eine Gesellschaft, die auf den Prinzipien von Neugierde und Offenheit gründet, nicht nur eine Utopie.

 

Viel Freude beim Kontemplieren und Nachspüren dieses Themas und einen schönen Sonntag, wünscht Euch Dennis Engel vom Shambhala Blog Köln.

 

Text: Dennis Engel / Pema Chödrön
Bild: Andrea Quenzer (Miksang Praktizierende)
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Dennis Engel

Dennis EngelDennis Engel ist 43 Jahre alt. Er ist Kundenbetreuer im Mobilfunkbereich und unterrichtet freiberuflich Meditation und Qi Gong. Seit 2008 ist er Mitglied bei Shambhala und durch Bücher von Pema Chödrön zum Shambhala Buddhismus gekommen. Er ist in der Kölner Shambhala Sangha als Meditationsunterweiser und Koordinator von Programmen aktiv und außerdem Teilnehmer der Lehrertraining Jahresgruppe und Redakteur des Shambhala Köln Blog.