Gespräch mit Anno Mühlhoff

 

Von Anno Mühlhoff / 27.November, 2016

Diesmal hat der Shambhala Blog Köln ein Gespäch mit unserem Sangha Mitglied Anno Mühlhoff geführt. Anno Mühlhoff hat sich am 31.12.2015 auf den Weg zum Kloster “Gampo Abbey” in Kanada gemacht. Dort wurde er für neun Monate ein buddhistischer Mönch und hat intensiv den Shambhala Dharma praktiziert. Nach seiner Rückkehr haben wir mit Ihm ein Gespräch über seine Zeit im Kloster geführt:

 

1. Was hat dich dazu bewegt neun Monate ins Kloster nach Gampo Abbey zu gehen?

Der Auslöser des Ganzen war der Nordrhein-Westfälische Innenminister, der etwa vor einem Jahr der Meinung war, die Polizisten in NRW sollen ihre Überstunden abbauen. Zu dieser Zeit habe ich auch das erste Mal bewusst die Werbung für das neunmonatige Programm in Gampo Abbey wahrgenommen, die mindestens schon eineinhalb Jahre an der Pinnwand im Shambhala Zentrum Köln gehangen hat. Außerdem hatte ich grundsätzlich schon immer eine Faszination fürs Klosterleben. Aber mir war immer bewusst, dass das keine lebenslange Option für mich ist. Doch die Strukturiertheit und die Einfachheit, in dem Sinne, dass man keine gravierenden Entscheidungen treffen muss, ist für mich persönlich sehr hilfreich im Kontext von Praxis und Lernen. Ich hätte mir auch vorstellen können, ein längeres Programm mit Körperarbeit wie Qi Gong oder Tai Chi besuchen zu können, aber es ist nun mal so gekommen. Es sind verschiedene Umstände zusammengekommen, die mir gezeigt haben, dass dies nun für mich dran ist.

 

2. Wie wichtig war für dich während der Klosterzeit in Gampo Abbey die Gemeinschaft, der Sangha?

 

Für mich ganz persönlich war die Gruppe ein ganz entscheidendes, wenn nicht sogar das entscheidende Element, was die Erfahrung getragen hat. Das war jetzt erst der 2. Jahrgang der im Kloster Gampo Abbey so gestaltet war, dass neun Monate Training am Stück in einer Gruppe organisiert waren. Vorher konnte man zu verschiedenen Terminen im Jahr nach Gampo Abbey kommen und hat den Aufenthalt dort individueller organisiert. Die diesjährige Gruppe ist über die Zeit enorm zusammengewachsen und hat ganz viel getragen. Für Klosterverhältnisse gab es, würde ich sagen, eine relativ offene Atmosphäre und keine rigide Disziplinvorgabe. Im Vergleich zu unserem Alltagsleben war es natürlich sehr diszipliniert. Wenn man sich mal nicht an die Regeln gehalten hatte, war es halt nicht so, dass man sofort korrigiert wurde, sondern man hatte eine relativ lange Leine. Die Gruppe war so stark, dass jeder die Freiheit bekam, die er brauchte. Gleichzeitig liefen aber alle in die gleiche Richtung, hatten das gleiche Ziel, und so wurde dementsprechend für jeden eine starke Erfahrung ermöglicht. Alle Elemente aus einen „normalen“ Sangha kamen dort natürlich auch zum Tragen. Durch unseren ständigen und echten Austausch, hat jeder hilfreiche Anregungen bekommen. Auch hat man sich nie mit seinen Problemen alleine gefühlt, weil jeder im Kloster einfache, menschliche Wärme und Unterstützung ausstrahlte. Das war sehr sehr wichtig, da neun Monate im Kloster schon ans Eingemachte gehen.

 

3. Gibt es eine Erfahrung/Erkenntnis aus dieser Zeit, auf die du besonders zurückblickst? Die dich sehr berührt hat?

 

Ja, da war eine Sache die mich sehr fasziniert hat. Als wir im sogenannten „Resident`s Retreat“ waren, hat man uns relativ freie Hand geben, was die Gestaltung unseres Tagesablaufs bzw. unserer Praxis anging. Genauer gesagt, wir sollten uns in dieser Zeit selbst organisieren und auch selbst die Art und die Intensität der Praxis wählen. In dieser Zeit habe ich mich entschieden vormittags, in der regulären Praxiszeit, für 3 Stunden einfach “nichts zu tun”. Das war gar nicht so leicht für mich. Mit “nichts zu tun” war gemeint, sich weder körperlich, noch sprachlich, noch geistig zu betätigen. Um dies tun zu können, ging ich für diese Zeit in den Wald außerhalb des Klostergeländes. Durch diese Erfahrung habe ich die Erkenntnis erlangt, das man nichts erreichen kann und nichts hinterher jagen muss. Ich habe es ein „katzenartiges Gefühl“ genannt. Katzenartig, weil Katzen ja auch sehr lange und unbewegt an einer Stelle sitzen können, einfach da sind und darauf warten, dass ihnen eine Maus über den Weg läuft. In unserem Alltag machen wir es genau anders. Meistens rennen wir ganz jeck durch die Welt, in der Hoffnung durch diese Aktion eine Maus zu fangen. Doch meine Erkenntnis war, dass wir gar nicht so hektisch etwas tun müssen, sondern wenn wir einfach sein können, das Leben ganz alleine zu uns kommt.

 

4. Was sind die wichtigsten Dinge, die du aus dieser Klosterzeit mit nach Hause genommen hast, um sie mehr in deinem Alltag zu leben bzw. zu kultivieren?

 

Meine Klosterzeit bzw. Erfahrung ist ja noch ganz frisch und deshalb weiß ich noch nicht genau, was sich daraus entwickelt. Aber was ich im Moment ganz klar sehe und kultivieren möchte, ist mein Leben mit mehr Einfachheit, Wärme und Mitgefühl zu leben und das auch auf andere auszustrahlen und ihnen zu helfen, dasselbe tun zu können.

 

(Das Gespräch für den Shambhala Köln Blog führte Dennis Engel mit Anno Mühlhoff)

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Im Januar 2017 startet wieder ein neunmonatiges Programm im Kloster “Gampo Abbey”, Kanada. Mehr Infos findet Ihr unter:

The Warriors Who Are Fearless – 2017 Residency

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Gespräch: Anno Mühlhoff / Dennis Engel

Bild: Anno Mühlhoff

Blog Redakteur: Dennis Engel

Über Anno Mühlhoff

img_1846aAnno Mühlhoff ist 40 Jahre alt. Er ist Polizeibeamter von Beruf und seit 2007 Mitglied bei Shambhala Köln. Über Tai Chi ist er zur Meditation gekommen. Eigentlich wollte er nur eine Technik erlernen und hat dann schnell gemerkt, das Meditation mehr als “nur” eine Technik ist. Durch das Dathün (4-wöchiges Meditationsprogramm), das er 2008 absolviert hatte, entstand das Vertrauen, das der Shambhala Buddhismus seine spirituelle Heimat ist. In der Kölner Sangha hat er sich in verschiedenen Rollen eingebracht. Er hat die offenen Meditationsabenden, das Nyinthün (einen ganzen Tag meditieren), Kurse und Seminare geleitet bzw. koordiniert.