Archiv des Autors: Dennis_Engel

Miksang – kontemplative Fotografie

Hiltrud Enders / 20.März, 2017

Diesmal hat der Shambhala Blog Köln ein Gespräch mit Lehrerin Hiltrud Enders, über den bevorstehende “Miksang“ Kurs in Köln, geführt. Miksang ist eine weitere kontemplative Kunstform.

Was ist Miksang (kontemplative Fotografie)? Was begeistert dich ganz persönlich an Miksang ?

In meinem Verständnis ist es eine Alltagskunst. Aufmerksamkeit und Freude, inmitten vertrauter Umgebung und gewohnter Abläufe, und ja – auch mitten im Stress. Das andauernde Sehtraining und die kleine Kamera in meiner Tasche, rütteln mich kontinuierlich wach und lassen mich im Moment ankommen. Bevor ich an meinem ersten Miksang Training teilnahm, dachte ich Regentage seien grau. Heute sehe ich, wie das Wasser Farben zum Leuchten bringt. Ich erkunde die Welt der Tropfen und Reflektionen. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Sehgewohnheiten und Voreinstellungen auflösen können. Genau das bewirken die unterschiedlichen Wahrnehmungsübungen und Fotoaufgaben des Miksang Trainings. Die Kraft im Ausdruck entsteht durch Anwesenheit, Authentizität und dadurch ein Gefühl zu bekommen, für die Frische meiner Wahrnehmung. Wie erreichbar bin ich für die Welt, so wie diese sich darstellt – nicht wie ich sie gerne hätte. Grundlage ist meine Klarheit im Sehen: Klick! Ich mache die Aufnahme sorgfältig. Ich mag technisch gut umgesetzte Bilder, denn das ermöglicht den Betrachtenden zu empfinden was ich sah. Und um gleich eine häufige Frage zu beantworten: Wir bearbeiten unsere Bilder nicht nach im Sinne einer Verfeinerung, Überhöhung oder Raffiniertheit. Meine Referenz ist immer was ich sah. Ich möchte die Intensität oder die Blassheit der Farbe auf dem Bild so wie im Original. Und das ist dank der neuen Kameratechnik, auch Anfänger_innen möglich.

„Aus diesem Blickwinkel ist das Grundprinzip der Fotografie die Dinge so zu sehen, wie sie sind. In ihrer eigenen gewöhnlichen Natur. Es ist sehr einfach und direkt.“
Über Kunst, Chögyam Trungpa, Originaltitel: True Perception, The Path of Dharma Art, 1994 / 2012

 

Welche Verbindung hat Miksang mit der Shambhala Tradition?

Das Wort Miksang ist im Ursprung tibetisch und bedeutet ‘gutes Auge’ oder um ganz genau zu sein ‘gereinigtes Auge’. Mein Lehrer Michael Wood bekam den Namen ‘Miksang’, als er Buddhist wurde, von seinem Lehrer Vajra Regent Özel Tendzin. Das war in den 80er Jahren. Chögyam Trungpa Rinpoche wusste bereits, dass er nicht mehr lange leben würde und ernannte den Vajra Regent zu seinem Nachfolger. Trungpa legte großen Wert auf die kontemplativen Künste, fragte Schüler_innen fundierte Ausbildungen zu machen und dieses Wissen mit seiner Lehre, mit Dharma Art zu verbinden. Wahrnehmung und Ausdruck aus unserem ursprünglichen, offenen Sein voller Mut, Klarheit und Vertrauen in den Prozess. Diese Prinzipien werden in vielen Disziplinen umgesetzt. Sei es Kado, der Weg der Blumen, Kyudo, die Kunst des Bogenschiessens, oder Kalligraphie, Poesie und Tanz. Miksang ist eine kontemplative Kunst, die nicht innerhalb der Organisation von Shambhala agiert, aber ihre Wurzeln darin hat und ihr stets nahe geblieben ist. Mich begeistert besonders, dass dieses Training einen Zugang zu Kreativität und Ausdruck für ALLE ermöglicht.

 

(Das Gespräch für den Shambhala Köln Blog führte Dennis Engel mit Miksang Lehrerin Hiltrud Enders)

 

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Einführungsworkshop ‚Das gute Auge öffnen’

31.März – 3. April 2017 Shambhala Zentrum, Genter Str. 25, Köln

Anmeldung unter: https://shambhala-koeln.de/calendar-details/?id=275668

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Interview: Hiltrud Enders / Dennis Engel

Bild: Hiltrud Enders

Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Hiltrud Enders

Hiltrud Enders ist Architektin und fotografiert schon immer. 2006 lernte sie Michael Wood im Workshop im Shambhala Zentrum Köln kennen. Sie war sofort Feuer und Flamme für diese wunderbare Spielerei mit der Wahrnehmung und studiert seitdem mit Michael Wood. Sie unterrichtet als Miksang Trainerin drei aufeinander aufbauende Workshops und bietet regelmäßige Praxistage als Gelegenheit für die Teilnehmer_innen ihr Erleben zu vertiefen und sich in der Gruppe auszutauschen.

 

Shambhala und Kunst

Von Michael Bohn/ 6. März, 2017

In diesem neuen Blogbereich möchte der Shambhala Köln Blog Raum schaffen, für die Künste im Shambhala Buddhismus. Kunst ist ein anderer Weg “Grundlegende Gutheit” auszudrücken, sie erfahrbar und sichtbar zu machen und mit Ihr in Kontakt zu treten. Bei Shambhala gibt es viele Wege sich künstlerisch auszudrücken. Heute widmen wir uns der kontemplativen Kunst “Kado – der Weg der Blume”.  

 

Michael Bohn ist einer von vielen Kado Praktizierenden im Kölner Shambhala Zentrum. Meistens sieht man von ihm nur seine wundervollen Spuren, die er im Zentrum hinterlässt: die tollen und inspirierenden “Kado” Blumengestecke. Was für ihn Kado bedeutet, beschreibt er so:

Ich erlebe meine derzeitige Lebensphase manchmal als sehr “überfüllt” und überreizt. Meditation und Kado, das ganz bewusste und liebevolle Gestalten von sehr wenigen Blüten und Zweigen, empfinde ich daher als schönen Ausgleich, der mich immer wieder erdet und beruhigt. Das Betrachten und Herausarbeiten interessanter Linien, wie sie von der Natur geformt wurden, das Entdecken spannender, oft kleiner Details in den Blüten und das Zusammenbringen dieser Elemente zu einem Werk voller Harmonie, bei gleichzeitiger “Spannung” und Kontrast, finde ich faszinierend. Das Schöne bei Kado ist natürlich auch, dass man durch das Praktizieren etwas “Sichtbares und Erfahrbares” kreiert. Ich wünsche mir, dass bei dem einen oder anderen Betrachter eines meiner Werke, ein positives Gefühl wie Neugier oder Freude ausgelöst wird, und dieses vielleicht in einer anderen Form weitergegeben wird.

 

Text: Michael Bohn
Bild: Michael Bohn
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Michael Bohn

Michael Bohn ist 47 Jahre alt. Er ist von Beruf Lebensmitteltechnologe und arbeitet in der Produktentwicklung eines Kosmetikherstellers. Den Weg zu Shambhala hat er im Dezember 2004 gefunden. Er hat damals nach etwas gesucht, “was ihn ergänzt”, ohne genau zu wissen, was es war und so die Meditation für sich entdeckt. Er möchte Shambhala gar nicht als sein Zuhause bezeichnen, sondern als eine wichtige Facette in seinem Leben. Im Shambhala Zentrum Köln hatten ihn die interessanten “Blumengebilde” immer wieder angezogen, weil sie so faszinierend “anders” waren und sich daher erkundigt, was es damit auf sich hat. So hat er vor etwa 10 Jahren zu Kado gefunden.

 

 

Inspiration für den Alltag

Von Dennis Engel / 20.Februar , 2017

Heute geht es in der Rubrik „Inspiration für den Alltag“ um das Thema Humor und warum wir ihn nicht verlieren sollten.

 

Sinn für Humor

Da ist es nun das Jahr 2017. Die Welt befindet sich weiter in einem angespannten und ernsthaften Zustand. Sie ist in diesem Jahr um eine Person erweitert worden: Donald Trump. Letztens las ich, das durch den Amtsantritt von Donald Trump, sich das Buch „1984“ wieder sehr stark verkauft. Ein Buch, das davon handelt, wie es in einem totalitären Staat aussieht. Das hört sich für mich nicht gerade sehr optimistisch an. Mich persönlich hat das Jahr 2016 ordentlich durchgerüttelt und ich wünsche mir für das neue Jahr 2017, mehr Leichtigkeit und Humor. Aber darf man das in dieser Zeit haben? Die Dinge mit mehr Freude, Humor und Leichtigkeit nehmen? Oder muss alles sehr erdrückend und ernst sein, weil es in der Welt zur Zeit diese Spannungen gibt? Diese Fragen haben mich mal wieder inspiriert zu schauen, was die Shambhala Lehren bzw. Shambhala Lehrer zu Thema „Humor“ sagen. Dazu fand ich folgende Ausführungen von Chögyam Trungpa Rinpoche:

 

Sinn für Humor bedeutet, die beiden Pole einer Situation von oben, wie bei einer Luftannahme, zu sehen. Hier ist das Gute, dort das Böse – beides nehmen wir wie in einem Rundblick aus einer gewissen Höhe war. Dann merken wir langsam, daß diese kleinen Menschen dort unten auf der Erde, die sich gegenseitig töten oder lieben, wirklich sehr klein und unbedeutend sind, und wir erkennen den ironischen Aspekt ihres Gehabes, wenn sie viel Aufhebens von ihrem Krieg oder ihrer Liebe machen. Wenn wir sehr angestrengt versuchen, etwas ganz Gewaltiges und Bedeutungsvolles zu schaffen – „Ich bin wirklich auf der Suche, ich will wirklich gegen meine Fehler ankämpfen“ oder „Ich bemühe mich wirklich darum, gut zu sein.“ – , dann verliert dieser Ansatz seine Ernsthaftigkeit, wird zu einem Papiertiger und kann nur noch ironisch gesehen werden. Sinn für Humor scheint aus einer alles-durchdringenden Freude zu entstehen, die Raum genug hat, sich zu einer völlig offenen Situation auszudehnen, weil sie nicht in einen Kampf zwischen „diesem“ und „jenem“ verstrickt ist. Freude entwickelt sich zu der übergreifenden Erfahrung, den gesamten Bereich in seiner Offenheit wahrzunehmen oder zu spüren. Diese offene Situation weist kein Anzeichen von Begrenzung, von erzwungener Förmlichkeit auf.

aus: „Spirituellen Materialismus durchschneiden“ von Chögyam Trungpa Rinpoche (erschienen im “Theseus Verlag”)

Die Beschreibung von Trungpa Rinpoche über den Sinn für Humor zeigt mir nochmal ganz deutlich, das ich trotz der Herausforderungen die das Leben mit sich bringt, nicht den Kontakt zur Offenheit in meinen alltäglichen Situationen verlieren darf. Schaffe ich es, nicht immer sofort auf eine Situation zu reagieren, sondern einen Moment innezuhalten und ein wenig Raum entstehen zu lassen, kann Humor entstehen. Plötzlich bemerke ich wie ernst ich alles genommen habe und kann über mich selber oder die Situation lachen. Ich kann auch sehen, das es anderen Menschen genauso geht und so mehr Freundlichkeit und Verständnis für sie entwickeln. Doch nicht immer ist es leicht, genau so zu reagieren und offen zu bleiben, weil die Gewohnheitsmuster einfach stärker sind. Durch den Shambhala Pfad habe ich jedoch viele Wege und geschickte Mittel kennengelernt, die mir immer wieder die Möglichkeit geben, mich in diesen unvoreingenommen, humorvollen Raum zu begeben. Indem ich immer wieder übe, freundlich mit mir zu sein und genau hier in diesem Moment zu bleiben, auch wenn er schmerzhaft, verwirrend oder unangenehm ist, kann ich die Gewohnheitsmuster immer mehr aufweichen. Genau das will ich auch im Jahr 2017 immer wieder tun, damit ich mithelfen kann, das die Welt ein offener und neugieriger Ort bleibt.

 

Ich wünsche Euch viel Inspiration beim Kontemplieren und Nachspüren dieses Themas und habt einen guten Wochenstart. Euer Dennis Engel vom Shambhala Blog Köln.

 

 

Text: Dennis Engel / Chögyam Trungpa Rinpoche
Bild:  Dennis Engel
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Dennis Engel

Dennis Engel ist 43 Jahre alt. Er ist Kundenbetreuer im Mobilfunkbereich und unterrichtet freiberuflich Meditation und Qi Gong. Seit 2008 ist er Mitglied bei Shambhala und durch Bücher von Pema Chödrön zum Shambhala Buddhismus gekommen. Er ist in der Kölner Shambhala Sangha als Meditationsunterweiser und Koordinator von Programmen aktiv und außerdem Teilnehmer der Lehrertraining Jahresgruppe und Redakteur des Shambhala Köln Blog.

 

 

Ziji Köln goes to Winter Youth Retreat

Von Sarah, Julia, Simon & Lisa/ 6. Februar, 2017

Vom 29.12.2016 bis 03.01.2017 fand wieder das “Winter Youth Retreat” im wunderschönen Schloss Heinsheim statt. Seit einigen Jahren schon wird dieses Programm von “Sita Meditation” (Infos unter: sitameditation.de) organisiert und so jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, sich für eine längere Zeit intensiv mit den Themen Meditation, Achtsamkeit, Gesellschaft und Kreativität zu beschäftigen. 4 junge Menschen aus der Kölner “Ziji” Gruppe, die an diesem Retreat teilgenommen haben, beschreiben für den Shambhala Köln Blog, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Sarah, Julia, Simon und Lisa schreiben dazu:

Hin und zurück

Rennen. Einsteigen. Weg… Ins Ungewisse. Stille Vorfreude. Neugier. Unsicherheit. Mut. Um uns herum Hektik. Hektik im Kopf. Reizüberflutung. Schweres Gepäck. Wunsch nach Heilung, nach Raum, so sein können wie man ist. Zeit für sich. Loslösen von Mustern, Schubladen, Vorurteilen und Erwartungen. Erwartungen an sich und an Andere. Ausbrechen. Handy aus. Abschalten. Freiheit. Geteilter Zug. Quer durchs Land Ticket. Den Alltag im Nacken. Langsam kann man durchatmen. Sehnsucht nach Verständnis. Gleichgesinnte. Neue, bekannte und altbekannte Gesichter. Vertraute und fremde Mitreisende. Fünf Menschen mit dem gleichen Ziel. Schloss Heinsheim. Jeder der das Bedürfnis nach einer Auszeit vom Alltag, vom Ego, von seiner Maske hatte, war beim Winter Youth Retreat genau richtig. Diese Gemeinschaft voller Herzlichkeit, Toleranz und Emotionen, gab Raum sich zu öffnen, authentisch zu sein. Wie eine Lotusblüte die sich zu öffnen wagt. In vielzähligen, kreativen Workshops bestand für jeden die Möglichkeit seine Individualität, seine Kreativität und seine Fähigkeiten frei zu entfalten: Silent Walk, Ausdruckstanz, Acrobatic-Yoga, Early-Bird-Yoga, Calligraphie-Workshop, Singen, Art-Workshop, Jahres-Rückblick-Vorblick-Workshop, Spieleabende und Blind Dinner. Wir meditierten täglich zweimal und hatten die Möglichkeit jederzeit weiter zu meditieren. Es gab Vorträge zum Thema Meditation und Anstöße den eigenen Weg zu finden und zu gehen. Gehalten wurden diese von Karl-Ludwig Leiter und Richard Reoch und es gab Raum für Fragen und Diskussion. Zudem kam ein inspirierender junger Mann, Ali Can, der über seine Vision erzählte, Brücken zu bauen. Insbesondere mit Menschen, die Vorurteile gegen Flüchtlinge hegen Kontakt zu machen, ihnen zuzuhören, sie verstehen zu lernen, zu erfahren welches ihre Ängste sind. Zu sehen, dass hinter diesen Ängsten, dieser Wut Menschen stecken. Rückblickend war es das größte Geschenk an uns selbst, das neue Jahr in diesem Rahmen mit wundervollen Menschen neu zu beginnen, in Stille und Bewegung. Es war wie ein Resetknopf, das Erwerben einer leeren Leinwand, das Ablegen einer Ritterrüstung oder die Reinigung einer Glasscheibe. Ein Neubeginn zum Wachsen, eine Chance zu wachsen. Eine Chance mit seinen Neurosen und Launen zu arbeiten – es zu dürfen. Zu sehen, dass man im Grunde schon in sich vollkommen ist. Wehmut. Schmerz. Nicht zurück in den Alltag wollen. Übervoll. Offen. Leer. Das Gepäck ist wieder da. Ich darf meine Verletzlichkeit zeigen. Nehmen das Gefühl mit, gut zu sein, wie wir sind. Gelernt sich zu zeigen, dann zeigen sich andere auch. Offen sein, herzlich sein, interessiert Fragen stellen, einfach tiefer zu sich und zu anderen Menschen vordringen. Bereichert, Berührt. Offenes Herz. Inspiriert. Tatendrang. Langsames stetiges Auflösen…der Gemeinschaft. Abschied. Und dann wieder allein.

Und wenn sie nicht gestorben sind dann meditieren sie noch heute…

 

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Die Kölner “Ziji” Gruppe bietet jungen Menschen die Möglichkeit, zusammen zu meditieren und sich auszutauschen, wie man mehr Achtsamkeit, Sanftheit und Weisheit, in seinem Alltag leben kann. (mehr Infos zu “Ziji”: http://zijicollective.com)
Datum:             ab 3.3.2017, jeden Mittwoch von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr
Ort:                    Shambhala Zentrum in Köln
Infos:                https://shambhala-koeln.de/calendar-details/?id=306739

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Text: Sarah & Julia Heyden, Simon Engelke, Lisa Fuhrmann
Bild: Sarah Heyden
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über die Autoren

Sarah und Julia Heyden sind langjährige Mitglieder von Shambhala Köln und organisieren zusammen, die “Ziji” Gruppe im Kölner Zentrum. Simon Engelke und Lisa Fuhrmann sind Mitglieder der “Ziji” Gruppe in Köln.

(Auf dem Foto von links nach rechts:

Anne, Julia, Simon, Marie (oben), Sarah (unten), Lisa)

 

Shambhala und Kunst

In diesem neuen Blogbereich möchte der Shambhala Köln Blog Raum schaffen für die Kunst. Kunst ist ein anderer Weg “Grundlegende Gutheit” auszudrücken, sie erfahrbar zu machen und mit Ihr in Kontakt zu treten. Bei Shambhala gibt es viele Wege sich künstlerisch auszudrücken. Heute widmen wir uns den geschriebenen Worten, der Poesie.

 

Von Marc Matthies / 19. Januar, 2017

Herbstträume

Grau und staubig. Alles zertrümmert. Die Zeit und unser Raum. Das ist also der Bardo. Bardo-Zustände – jeder kennt sie, niemand will sie. Es liegen die Steine da; es gab Geschichten hier, viele Menschen gingen, um uns Platz zu machen. Die Wände eingerissen. Staubig und grau. Wie eine Baustelle immer so schnell staubig werden kann. Noch ist genug Licht um zu Sehen, gleich ist es dunkel, nicht genug Licht, um meine Gedanken zu sehen. Herbst.                   „Herbstzeitlose“ – was für ein Name!                                                                                                       Im Dunkeln atme ich noch immer Staub. Staubzeitlos. Nun legt sich etwas Staub auf meine Zunge. Jetzt im Dunkeln kann ich meine Gedanken nur noch hören. Es stehen Einige herum, in den Trümmern. Es gab zwei Wände, die die neuen Räume klein machten; jetzt sind die zwei Wände zertrümmert. Zu Staub. In einem grossen Raum werden die Gedanken größer, ja vielleicht wie Wein in Schläuchen, wie aufgeblasene Luftballons, rot manchmal in allen Farben. Doch jetzt, hier im Bardo ist alles grau. Und noch nicht einmal das. Das Licht, es ist aus. Es stehen Einige da und werfen eckige Schatten an die Wände, an die Wände, die noch stehen, an die Wände, die es noch nicht gibt. In den alten Räumen hat der Abbruch schon begonnen; auch dort? Wer weiß es? Ich sehe nichts. Doch es entstehen Raumfragen in meinen Geist. Auch dort weilt die „Herbstzeitlose“. Sie bringt den Bardo. Sie bringt die Trümmer. Staub und Grau.

Im Dunkeln höre ich Melodien und Gesang. Im Herbstlicht und in den Trümmern höre ich die Stimmen. Die Stimmen, die diese neuen Melodien formen. Menschliche Stimmen, sie singen in diesen Trümmern. Es ist ein Gesang wie Licht im Dunkeln. Eine Stimme und eine weitere Stimme, viel Stimmen – alle so liebevoll und zärtlich wie das Streicheln selbst. Jeder weiß wie es ist, am Lagerfeuer die Gemeinschaft zu spüren. Nur durch einige Melodien und gesungene Worten sind wir zu Menschen geworden. Einige Sprechen und andere hören zu. Auf die Trümmer legen sich zahllose feine Tropfen aus Musik. Unsere Lungen müssen keinen Staub mehr atmen. Ja, wir dürfen lachen. Und Worte wechseln. Die Lieder erzählen unsere Geschichte. Alle, alle unsere Erlebnisse sind wie ein feines Netz. Wir tänzeln auf unseren Worten und Erinnerungen, auf diesen feinen Linien, sie sind wie die Lungen, sie sind wie das Atemgewebe unserer Gemeinschaft. Obwohl wir uns so lange kennen, obwohl wir alle Seiltänzer des Geistes und des Herzens sind, verstehen wir uns manchmal nicht. Wir verlieren uns einige Momente im großen Raum. Und wenn wir eines Tages nach unten sehen werden, es ist die Zeit vor dem großen Fall, dann werden wir sehen, wie einst der Schutt im Dunkeln lag und wie wir in Kreisen unsere lichten Lieder sangen.

(c) Marc Matthies 2016 (Shambhala Köln Mitglied)

 

Shambhala und Gesellschaft

Von Michaele Sonderfeld/ 15. Januar, 2017

Der Shambhala Köln Blog meldet sich aus seiner Pause zurück und wünscht allen Lesern ein gutes Jahr 2017. Heute gibt es einen weiteren Beitrag aus der Serie “Shambhala und Gesellschaft”. In dieser Serie werden in regelmäßigen Abständen Mitglieder aus der Shambhala Köln Sangha ihre ganz persönlichen Gedanken veröffentlichen, wie sie den Shambhala Buddhismus mit der heutigen Gesellschaft und ihrem Alltag verbinden.

 

Heute schreibt Michaele Sonderfeld dazu:

Als ich gebeten wurde, diesen Text zu schreiben, habe ich überlegt, was für mich die Verbindung von Shambhala und Gesellschaft ist. Das ist ja gar nicht so einfach in Worte zu fassen. Soweit ich mich erinnern kann, haben mich spirituelle Geschichten fasziniert. In meiner religiösen Erziehung habe ich aber immer unter moralischen bzw. scheinmoralischen Vorgaben gelitten und fühlte mich immer inadäquat. In den 70er Jahren politisch durch gerüttelt, suchte ich über aktive Zeiten in der Frauenbewegung, dem Engagement für eine „Freie Schule“, Arbeit in sozialen Brennpunkten auch nach Gesellschaftsformen die mehr Freiheit, Gerechtigkeit und innere Verbunden mit dem Menschsein versprechen, und habe dort auch viel Wertvolles erlebt und gefunden. Auch schnupperte ich immer wieder in verschiedenen spirituellen Richtungen. 1988 besuchte ich dann meine Schulfreundin in Boulder und verbrachte ein Wochenende im Shambhala Mountain Center – eine Reise, die viele besondere Begegnungen und Erlebnisse mit sich brachte. Nach dem Tod meines Mannes hat noch mal meine „alte“ Schulfreundin für ein weiteres Andocken bei Shambhala in Dechen Chöling gesorgt und ich hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen. Seitdem ist Shambhala eine Priorität in meinem Leben. Endlich habe ich einen Pfad gefunden, der mein spirituelles Leben mit meinem Sein in der Gesellschaft mit Familie und Beruf und meinem Engagement in der Gesellschaft, also mit meinem gesamten Leben verbindet. Der Vision von Chögyam Trungpa Rinpoche und dem jetzigen Sakyong von erleuchteter Gesellschaft kann ich hundertprozentig zustimmen und mich dafür einsetzen. Hier kann ich immer wieder in der Zusammenarbeit mit anderen Shambhalianern und Shambhalianerinnen erleben, was „Erleuchtete Gesellschaft“ bedeutet. Natürlich ist der Pfad nicht ohne Hindernisse. Wir sind Menschen mit allen Facetten von individueller Ausprägung und Verwirrungen. Aber bei meiner Arbeit in Shambhala erlebe ich immer wieder die große Bereitschaft und Hingabe, über unsere antrainierten Gewohnheiten und Konzepten hinauszuwachsen. Die Shambhala Tradition umfasst alle Bereiche von Kultur, Kunst, Theater, Leben mit Familie, Freunden. Wie gehe ich mit anderen Menschen und Lebewesen um, wie mit der Umwelt. Nichts ist da ausgeschlossen, sondern ist in der Vision enthalten und kann ausgestaltet, erlebt und gelebt werden. Die Belehrungen sind allumfassend und verbinden uns mit unserer eigenen innewohnenden Weisheit. Mich begleitet es in meinem Alltagsleben, auch im Berufsleben. Das heißt nicht, dass ich als Personifizierung dieser Vision durch mein Leben laufe – leider. Aber ich erinnere mich dann doch auch in schwierigen Situationen an meine “Grundlegende Gutheit” und die der anderen und fühle mich so mehr mit mir verbunden. Wenn die Verbindung zur mir selbst gelingt, dann empfinde ich auch die Verbundenheit mit meinen Schüler/innen und den anderen Beteiligten in meiner Schule. Für mich ist ein Tag dann gut gelaufen, wenn ich wirklich mit den Menschen in der Schule in Berührung war, zumindest für Momente. Ich wünsche mir damit noch viel mehr Selbstverständlichkeit und ein Entspanntsein. Bei jedem Shambhala Programm schöpfe ich dafür neue Inspiration und Energie. Ich bin so froh, mehr Freiheit, Freude und Zufriedenheit in mein Leben eingeladen zu haben.

 

Text: Michaele Sonderfeld
Bild: Shambhala Köln & Michaele Sonderfeld
Blog Redakteur: Dennis Engel

 

Über Michaele Sonderfeld

Michaele Sonderfeld ist 60 Jahre alt. Sie ist von Beruf Lehrerin. Denn ersten Kontakt mit dem Shambhala Buddhismus hatte sie 1988. Seit 2004 ist sie Mitglied bei Shambhala Köln. Durch Ihren Mann der damals Kontakt mit der Karma Kagyü Linie hatte, fühlte sich Ihre Freundin ermuntert, Sie nach Boulder in ein Shambhala Zentrum einzuladen. 2002 wurde sie von Ihrer Freundin wieder motiviert mit Ihrem Sohn und mit ihrer Familie zum Familycamp in Dechen Chöling mitzukommen. Danach war Ihr klar, das der Shambhala Buddhismus Ihre spirituelle Heimat ist. Im Shambhala Zentrum Köln engagiert sie sich, indem sie Programme koordiniert, als Meditationsanweiserin oder als Kasung tätig ist. Sie ist Mitglied im Rat des Kölner Zentrums, da sie die Position Rusung (Regionsbeschützerin) ausübt.